Neue IS-Untaten schocken Vatikan und Ortsbischöfe

Neue IS-Untaten schocken den Vatikan und die Ortsbischöfe in Syrien und dem Irak. So wurde das weltberühmte Elias-Kloster (Deir Mar Elia) bei Mossul offenbar dem Erdboden gleichgemacht, hunderte Zivilisten wurden verschleppt.

Der Vize-Direktor des vatikanischen Presseamtes, Greg Burke, äußerte sich am Mittwochabend in einem Tweet besorgt über die Zerstörung des Elias-Klosters. Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen, dass der gesamte Komplex des aus dem späten 6. Jahrhundert stammenden Klosters vollständig eingeebnet ist. Die Stätte war ein bedeutendes Pilgerziel für chaldäische Christen. Der Gründermönch des Klosters, Mar Elia, wird als Heiliger verehrt.

Elias Kloster

Associated Press

Das Elias-Kloster bei Mossul wurde vollständig zerstört

Behinderte und Alte konnten nicht aus Mossul fliehen

In Mossul selbst gebe es seit dem Einfall der Terrormiliz im Sommer 2014 nur noch wenige Christen, die über die Vorgänge Auskunft geben könnten, sagte der Bagdader Nuntiaturrat Luigi Cona am Donnerstag „Kathpress“ gegenüber.

Es handle sich um „Behinderte und Alte, die nicht imstande waren zu fliehen“. Erst 2008 hatten irakische Archäologen das Kloster Mar Elia untersucht, um den Erhaltungszustand der Ruinen und nötige Renovierungsmaßnahmen zu ermitteln.

Ältere Menschen im Irak

REUTERS/Ari Jalal

Vor allem ältere Personen konnten nicht fliehen

Verhandlungen in Genf

Eine „weitere dunkle Seite“ in der Gewaltspirale des syrischen Krieges: Mit diesen Worten kommentierte der Apostolische Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, am Mittwoch gegenüber der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR die Berichte über die Ermordung bzw. Verschleppung hunderter Zivilisten durch die IS-Terroristen in der Stadt Deir-ez-Zor am Euphrat.

Die Taten der IS-Terroristen seien umso mehr zu verurteilen, als sie im unmittelbaren Vorfeld der vom UNO-Sicherheitsrat im Dezember beschlossenen Syrien-Verhandlungen stattfanden. Der Syrien-Beauftragte der UNO, der italienische Diplomat Staffan de Mistura, lädt für 25. Jänner zu diesen Verhandlungen nach Genf ein.

Er sei sich nicht sicher, ob der Termin 25. Jänner halten werde, sagte der Nuntius. Er hoffe und bete, dass es zu den Gesprächen kommt und „den Worten auch Taten folgen“. In den letzten Monaten habe er den Eindruck gewonnen, dass die internationale Gemeinschaft in Sachen Syrien auch im Sicherheitsrat zu einer größeren Geschlossenheit als in den vorangegangenen Jahren gefunden habe, betonte Erzbischof Zenari.

Bischof Audo: „Friede wird torpediert“

Der chaldäisch-katholische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, erhofft sich nichts von der bevorstehenden Friedenskonferenz zu Syrien. Die derzeit zu beobachtenden Gewaltexzesse in Syrien auf allen Seiten seien ein gezielter Vorwand, um bei den Verhandlungen eine diplomatische Lösung zu torpedieren, sagte Bischof Audo am Mittwoch im Gespräch mit „Radio Vatikan“.

„Wir können sagen, dass heute das Schlimmste, was es in Syrien gibt, diese Logik der Gewalt ist, die von jeder Gruppe legitimiert wird. Ich denke, viele Leute wollen mit dieser Gewalt weitermachen, besonders jetzt vor dem Treffen von Genf. Sie steigern ihre Gewalt, um dann sagen zu können, es gibt keine politische Lösung des Problems, wir müssen den Krieg weiter führen und die Logik der Gewalt bedienen. Die Dinge werden sich so wie bisher fortsetzen, wenn nicht eine internationale Autorität auftritt, die dazu in der Lage ist, die Gewalt zu beenden“. Der Bischof nahm damit auf das IS-Massaker in Deir-ez-Zor Bezug.

Seine generelle Skepsis im Hinblick auf Genf begründete Audo auch mit den Eigeninteressen der internationalen Gemeinschaft: „Sie reden von Frieden, aber in Wirklichkeit gibt es wirtschaftliche Interessen auf höchster Ebene wie etwa das Interesse daran, Waffen zu verkaufen. Und so geht der Krieg weiter. Es gibt keine echte Entschlossenheit, Frieden zu erlangen, das ist unser Eindruck in Syrien. Dieser Kampf, auch zwischen Sunniten und Schiiten auf regionaler Ebene, ist verflochten mit Interessen sei es aus Saudi-Arabien und der Türkei, sei es aus dem Iran“.

religion.ORF.at/KAP

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