Großmufti von Saudi-Arabien verbietet Schach

Ein Video des geistlichen Oberhaupts von Saudi-Arabien, Großmufti Scheich Abdelasis Al al-Scheich, worin er das Schachspiel verbietet, hat zu einer hitzigen Debatte und weitverbreiteter Kritik geführt.

Das Spiel, das seit Jahrhunderten von Muslimen gespielt wird, sei im Islam „verboten“, weil es Zeitverschwendung sei und zu Rivalität und Feindseligkeiten führe, sagte der Scheich laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AP während einer TV-Sendung. Das Video, das bereits im Dezember aufgenommen wurde, kursiert im Internet und wird in Sozialen Medien wie Twitter heftig diskutiert.

Großmufti von Saudi-Arabien, Scheich Abdelasis Al al-Scheich

AP

Großmufti von Saudi-Arabien, Scheich Abdelasis Al al-Scheich

„Kann süchtig machen“

Schach könne süchtig machen und dazu führen, dass Menschen sich weniger auf ihre täglichen Gebete und den Gedanken an Gott konzentrierten, so der Großmufti. In dem 44-sekündigen Clip sagt Großmufti al-Scheich: „Das Schachspiel ist verboten“ und untermauert das mit einem Koranvers, der das Glücksspiel, berauschende Getränke und Götzendienst verdammt. Auf die Frage eines Zuschauers der im religiösen saudischen Almdschd-Netzwerk gebrachten Sendung sagte er, dass Schach „Zeit und Geld verschwendet und Rivalität und Feindseligkeit verursacht“, weil es reiche Leute arm und arme Leute reich mache.

Auf der arabischsprachigen Twitter-Seite argumentieren User zugunsten des traditionsreichen Spiels, während andere den religiösen Rat des Großmuftis verteidigen: Viele andere islamische Gelehrte hätten ebenfalls schon vor dem Spiel gewarnt, heißt es da etwa. So verhängte auch der schiitische Großajatollah des Iraks, Ali al-Sistani, ein Verbot über das Schachspiel - es könne als Glücksspiel zum Einsatz kommen, was der Islam nicht gestatte, lautete seine Begründung.

Spiel mit langer Tradition

Saudi-Arabiens einflussreiches religiöses Establishment, an dessen Spitze der Großmufti steht, hängt dem strengen sunnitischen Wahhabismus an. Der Spruch al-Scheichs wird anscheinend dennoch nicht als bindendes formelles Verbot gesehen, welches das Spiel tatsächlich im Königreich unmöglich machen würde, so AP.

Spiele wie Schach, Backgammon und auch Kartenspiele sind im Nahen Osten unter Männern sehr beliebt. Die Araber hatten das Schachspiel, das im Indien seine Wurzeln hat und etwa seit dem 7. Jahrhundert in Persien gespielt wurde, im Mittelalter auch in Europa verbreitet.

religion.ORF.at/AP

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