Orthodoxes Konzil von Kreta fast gescheitert

Das lange vorbereitete Konzil der orthodoxen Kirchen soll vom 16. bis 27. Juni auf Kreta stattfinden. Dabei wäre das Treffen beinahe im letzten Moment an unterschiedlichen Auffassungen zum Konzilsthema Ehe gescheitert.

Datum und Ort für das Treffen beschlossen die Oberhäupter der 14 orthodoxen Kirchen bei ihrer einwöchigen Versammlung (Synaxis) in Chambesy bei Genf, die am Donnerstag zu Ende ging. Die „Heilige und Große Synode der Orthodoxie“ soll demnach in der Orthodoxen Akademie Kolymbari tagen. Ein Festgottesdienst am orthodoxen Pfingstsonntag (19. Juni) in der Kathedrale Hagios Minas von Herakleion, der Hauptstadt der Insel, wird geplant.

Das Konzil wird sich nur mit dem Teil der vorbereiteten Themen befassen, über die bereits Einigkeit erzielt werden konnte. Zu diesen gehört das Anliegen des Ökumenismus und einer einvernehmlichen orthodoxen Haltung dazu. Die übrigen, meist ekklesiologischen Vorlagen bleiben einer zweiten, noch nicht festgelegten Session vorbehalten.

Uneinigkeit rund um „Ehehindernisse“

Die bereits am Mittwochabend fertiggestellte Abschlusserklärung wurde mit Verspätung veröffentlicht. Grund dafür war die Weigerung des georgischen Patriarchen Ilia II., den Entwurf zum Konzilsthema „Ehehindernisse“ zu unterschreiben. Er war bereits am Mittwoch aus dem Zentrum des Ökumenischen Patriarchats in Chambesy am Genfer See abgereist, ebenso wie der russische Patriarch Kyrill I. und noch vor ihnen Theophilos III. von Jerusalem.

Daran wäre beinahe im letzten Moment die Synaxis und damit auch das Konzil selbst gescheitert. Für dieses und bereits für seine Vorbereitungen war nämlich das Einvernehmen der 14 orthodoxen Kirchen vereinbart worden.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., küsst ein Kreuz anlässlich der Epiphaniasfeiern am Goldenen Horn in Istanbul

AP/Emrah Gurel

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., während der Epiphaniasfeiern am Goldenen Horn in Istanbul

Ausweg aus der „georgischen Sackgasse“

Angesichts dessen suchten seit Mittwochabend die um den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., versammelten übrigen Patriarchen, Metropoliten und Erzbischöfe nach einem Ausweg aus der „georgischen Sackgasse“. Sie einigten sich darauf, dass eine Zustimmung von 13 zu 1 zu der strittigen Konzilsvorlage sehr wohl ein „Einvernehmen“, wenn auch nicht Einstimmigkeit im wörtlichen Sinn bedeute. Außerdem habe sich Elia II. durch seine vorzeitige Abreise selbst der weiteren Lösungsfindung entzogen.

Beobachter in Genf sehen in diesem Ausweg eine Vorentscheidung für das Konzil selbst. Dieses könne nun nicht mehr am Widerstand einer oder weniger Kirchen scheitern. In der Sache ging es um die georgische Opposition gegen eine Zulassung von „Mischehen“ mit anderen Christen und die Erlaubnis für Priester, nach einem Tod ihrer Frau noch einmal zu heiraten. Nach der bisherigen Regelung müssen sie in diesem Fall ehelos bleiben, das heißt Mönche werden. Nichtorthodoxe Beobachter sollen nach dem Beschluss der Synaxis zwar zur „Großen Synode“ eingeladen werden, aber nur bei ihrem Eröffnungs- und Schlussakt Zutritt erhalten.

religion.ORF.at/KAP

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