Irland kippt Vorrang für Religionsunterricht

Die irische Bildungsministerin Jan O’Sullivan hat die Streichung eines jahrzehntealten Schulordnungsparagrafen veranlasst, der den Religionsunterricht an Volksschulen zum „wichtigsten Teil des Lehrplans“ erhob.

O’Sullivan bezeichnete den Paragrafen 68 aus der Nationalen Schulordnung von 1965 als „archaisch“. Er sei „ein Symbol unserer Vergangenheit, nicht unserer Zukunft“, zitierten sie irische Medien am Freitag.

Die Ministerin bemängelte demnach, dass dem Religionsunterricht derzeit doppelt so viel Zeit zugesprochen werde wie den Naturwissenschaften. Kinder sollten in der Schule zwar „einen starken ethischen Geist“ entwickeln, aber „noch viele andere Dinge lernen“. O’Sullivan kündigte an, eine generelle Überarbeitung des Lehrplans für Volksschulen solle noch in diesem Jahr beginnen.

Kritik vom Bischofsrat

Der irische Bischofsrat für Bildungsfragen kritisierte die Entscheidung der Ministerin. Zwar unterstütze man die Forderung nach einer Überarbeitung der Nationalen Schulordnung; eine Aufhebung des Religionsparagrafen sei der Sache aber nicht dienlich. Die religiöse Erziehung spiele in allen konfessionellen Schulen „eine Schlüsselrolle“ und werde das auch künftig tun, hieß es weiter. Man missachte sonst die Rechte von Eltern, die sich eine religiöse Erziehung ihrer Kinder wünschten.

Das Vorhaben der Ministerin werde deshalb weder das Ethos der Schulen noch den Religionsunterricht an katholischen Schulen ändern. Nach offiziellen Angaben sind 90 Prozent der Volksschulen Irlands in katholischer Trägerschaft.

religion.ORF.at/KAP/KNA