Diyarbakir: Türkei will beschädigte Kirche restaurieren

Die türkische Regierung will die bei Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und türkischen Sicherheitskräften in der südostanatolischen Stadt Diyarbakir beschädigte Marienkirche restaurieren lassen.

Wie türkische Medien am Donnerstag meldeten, machte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu dem syrisch-orthodoxen Pfarrer Yusuf Akbulut eine entsprechende Zusage. Akbulut hatte die umkämpfte historische Kirche vergangene Woche verlassen müssen. Akbulut begegnete Davutoglu den Angaben zufolge bei einem Treffen mit Vertretern von Gemeinden, Vereinen und Verbänden in Diyarbakir. Dabei habe der Priester den Ministerpräsidenten im Namen zahlreicher Geistlicher aus aller Welt gebeten, sich für den Erhalt der Kirche aus dem 6. Jahrhundert einzusetzen.

Die Zeitungen „Sabah“ und „Yeni Asir“ warfen der kurdischen Rebellenorganisation PKK vor, die Marienkirche als Stützpunkt missbraucht und Waffen darin gelagert zu haben. Der Gouverneur von Diyarbakir hatte diesen Vorwurf bereits am Wochenende dementiert.

Stadt mit römischen Stadtmauern

Diyarbakir hieß in römischer Zeit Amida, die kurdische Bevölkerung verwendet diesen Namen noch heute („Amid“). Die Stadt an der einstigen neuralgischen Grenze zwischen Römischem und Persischem Reich verfügt noch heute über bestens erhaltene römische Stadtmauern. Die Stadt war bis zum Beginn des Armenier-Völkermords 1915 einer der Brennpunkte christlichen Lebens im Gebiet von Euphrat und Tigris.

Kleine christliche Gruppen hielten sich auch danach - bis heute - in der Stadt. Die eindrucksvolle armenische Kathedrale wurde vor wenigen Jahren restauriert und wieder eröffnet, worauf in der Folge viele Leute aus islamisierten armenischen Familien zur armenisch-apostolischen Kirche zurückkehrten.

Pfarrer im Einsatz für Armenier-Gedenken

Im Jahr 2000 wurde Pfarrer Akbulut vor Gericht gestellt, weil er öffentlich auf die Ereignisse des Völkermords ab 1915 hingewiesen und auch eine sechsstellige Zahl zu den damaligen nichtarmenischen christlichen Opfern (Syrer, Aramäer) angegeben hatte. Der schwedische Historiker David Gaunt gibt als Opferzahl 300.000 an.

Im Jahr 2011 war Diyarbakir eine Station auf einer Studien- und Solidaritätsreise der Wiener Stiftung „Pro Oriente“ unter Leitung von Präsident Johann Marte.

religion.ORF.at/KAP

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