Solidarität als neuer Fasten-Schwerpunkt

Der Gedanke des Teilens und der Solidarität soll in Österreichs Fastenangeboten künftig eine größere Rolle bekommen: Darauf deutet eine Kooperation zwischen der Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ggf) und der Katholischen Frauenbewegung (kfbö).

Die Kooperation wurde am Montag im Wiener „magdas Hotel“ präsentiert. Die zertifizierten Fasten- und Gesundheitstrainer sowie die Hotelvereinigung „Fasten für Genießer“ werden in der Zeit bis Osten zur Teilnahme an der kfbö-Hilfsaktion „Familienfasttag“ einladen, zudem sei auch weitere Zusammenarbeit in Planung, legte ggf-Geschäftsführerin Ulrike Borovnyak dar. Gezeigt werden solle damit auch, „dass in einer Fastenwoche mehr dahinter steht als ein Wellnessurlaub“.

Fasten auf der seelisch-geistigen Ebene

Fasten betreffe immer auch die seelisch-geistige Ebene, betonte Borovnyak, die als weitere Berührungspunkte zur kfbö die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit, Frauen und den Solidaritätsgedanken aufzählte.

Schon im sprachlichen Sinn habe Fasten viel mit dem Teilen zu tun: „Wenn ich mich mitteile und von mir etwas weitergeben, öffne ich mich als Mensch, ebenso wie mein Gegenüber sich öffnet; dadurch kommen wir solidarisch zusammen“, erklärte die Fastentrainerin und Buchautorin. Die Leere, die im Prozess des Fastens unweigerlich entstehe, gelte es „auf eine sinnvolle Weise zu füllen“.

„Aktion Familienfasttag“ besteht seit 1958

Die „Aktion Familienfasttag“ besteht seit 1958 und sammelt u.a. mit einer Fastenspeise - traditionell handelt es sich dabei um eine Suppe - Spenden für mittlerweile rund 100 Frauenprojekte weltweit, skizzierte kfbö-Generalsekretärin Anja Appel die Grundzüge der Hilfsaktion.

Diese sei immer politischer geworden: Wenn die kfbö heute „Verteilungsgerechtigkeit“ einfordere, so gehe es „um ein Teilen von Ressourcen, von Chancen auf Lebe, auf Gesundheit, auf die Wahrnehmung und Durchsetzung von Rechten, auf die Teilhabe an Wirtschaft und Politik“. Von Papst Franziskus, der in seinen Schreiben eine Änderung im Lebensstil und Wirtschaftens einfordere, wisse man sich dabei gestärkt.

Wiederentdeckung des Fastens

Dass es die katholische Kirche wesentlich ihrer Frauenbewegung verdanke, dass das Fasten in der Fastenzeit außerhalb der Ordenshäuser nicht vergessen blieb, betonte Hans-Peter Premur, Pfarrer in Krumpendorf und ggf-Vorstandsmitglied. „Die breite Gesellschaft hat das Fasten erst jetzt über die Gesundheitsbewegung wieder entdeckt, ähnlich wie zuvor das Pilgern“, so der Priester, der auch als Hochschulseelsorger und Fastentrainer tätig ist.

Fasten aktiviere Menschen, mache sie zu Multiplikatoren und sei oft sogar ein „Initiationserlebnis“, so die Beobachtung Premurs, in dessen Pfarre sich ein „Solidaritätsfasten“ - das Motto lautet „Lust auf Gerechtigkeit“ - eingebürgert hat.

Nachbarschaftshilfe als Fastenmodell

Durchaus gebe das „Todeserlebnis“ des bewussten Verzichts mehr Klarheit, lasse Unnötiges erkennen, nehme Zukunftsängste und motiviere zu einer Wende im Leben. „Fasten gibt das Rüstzeug, um mit Problemen zurechtzukommen und am Boden zu bleiben; es ist ein Innehalten und eine Lebensschule für die Zeit danach“, schilderte der katholische Priester.

„Viele, die zu uns kommen, sagen: Ich habe alles, bin gesund, habe einen guten Beruf - fühle mich aber fremdbestimmt“, berichtete Elisabeth Rabeder, Betriebsleiterin des Kneipp Traditionshauses Bad Mühllacken. Ganzheitliches Fasten erlaube den Blick darauf, „was sich verändern soll - und auch, wo ich Spuren hinterlassen möchte“. Viele würden in Fastenkursen den Wunsch erkennen, für andere da zu sein. „Manche beginnen dann, einmal pro Woche für die alte Nachbarin mitzukochen oder beim Einkauf zu unterstützen, beginnen mit dem Deutschunterricht für ein Flüchtlingskind, starten eine Patenschaft oder unterstützen ein Kirchenprojekt“, so Rabeder.

Mit „Freestylefasten“ zu mehr Freiheit

Die Aktion „Freestylefasten“ will Jugendlichen Fasten als Möglichkeit, freier zu leben, schmackhaft machen. Im Vordergrund steht dabei der Freiheitsgewinn: „Du machst dich frei von etwas und wirst frei für etwas“, erklärt in einer Aussendung Vera Hofbauer von der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), die die Aktion gemeinsam mit der Salesianischen Jugendbewegung initiiert hat.

Für das „Freestylefasten“ gibt es bewusst keine Regeln oder bestimmte Inhalte. Die Jugendlichen sollen vielmehr selbstbestimmt zu ihren Fastenvorsätzen finden. Noch vor jeder Entscheidung zu einem bestimmten Verzicht müsse deshalb die Frage stehen „Wovon will ich mich frei machen? Und wofür?“. Anregungen dazu finden sich auf der Website freestylefasten.at.

Ein Schwerpunkt widmet sich dem Zeit- und Aufmerksamkeitsfresser Internet/Social Media. Die Aktion rät dazu, während der Fastenzeit den Internet-Konsum und das Surfen in sozialen Medien wie facebook einzuschränken. Symbolisch können Profil- und Titelbild durch ein „virtuelles Fastentuch“ bis zum 26. März verdeckt werden. Speziell gestaltete Bilder im richtigen Format stehen auf der Website zum Download bereit.

Wer die Erfahrung vertiefen möchte, kann auf der Website spirituelle 5-Minuten-Impulse zum Nachhören downloaden. Wichtig ist, sich auch wirklich jeden Tag fünf Minuten Zeit zu nehmen, rät Hofbauer. Ein zentrales Instrument der Aktion sind auch die eigens dafür produzierten „freecards“. Die Karten können kostenlos über office@kath-jugend.at bestellt werden. Auf der Website finden sich weiters Methoden, um mit Jugendgruppen oder Schulklassen im „freestyle“ zu fasten.

religion.ORF.at/KAP