Missbrauchsopfer Saunders wirft Papst Untätigkeit vor

Der Brite Peter Saunders, der im Jahr 2014 von Papst Franziskus in die Kinderschutzkommission des Vatikans berufen wurde, hat dem Kirchenoberhaupt weitgehende Untätigkeit beim Kampf gegen die Pädophilie vorgeworfen.

Er habe immer das „Recht auf freie Rede“ für sich in Anspruch genommen, sagte Saunders AFP-Journalistin Ella Ide. Dies sei aber „mit der Funktionsweise der Kirche und der Kommission nicht kompatibel“. Hier liege der Schlüssel dazu, warum „Missbrauch in der Kirche noch immer so verbreitet“ sei.

„Auszeit“ für Saunders

Die Kinderschutzkommission hatte am Wochenende mitgeteilt, dass Saunders eine Auszeit aus dem Gremium genommen habe, da ein Interessenkonflikt bestehe. Saunders betonte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP, nicht aus der Kommission ausgetreten zu sein. Der Vatikan habe ihm dies nahegelegt. Er aber wolle bei einem „so wichtigen Thema wie dem Schutz von Kindern nicht zum Schweigen gebracht werden“. „Der Papst könnte so viel mehr tun - und er tut fast nichts“, sagte er gegenüber der AFP.

Missbrauchsopfer und Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission Peter Saunders

Reuters/Tony Gentile

Peter Saunders wirft Papst Franziskus Untätigkeit vor

Der Brite, der als Kind selbst von einem katholischen Geistlichen missbraucht wurde, ist Gründer von einer Vereinigung von Betroffenen, die schwere Anschuldigungen unter anderem gegen den australischen Kurienkardinal George Pell erhoben hat. Das Statement der Kinderschutzkommission vom Montag geht darauf nicht ein. Pell soll aus gesundheitlichen Gründen am 29. Februar per Videoschaltung aus Rom vor der australischen Missbrauchskommission aussagen - mehr dazu in Kardinal Pell per Video vor Missbrauchsausschuss.

Die Kinderschutzkommission wurde im März 2014 von Papst Franziskus ins Leben gerufen; sie knüpft an Maßnahmen seines Vorgängers Benedikt XVI. (2005-2013) im Kampf gegen sexuellen Missbrauch an. Ihr gehören 17 Laien und Geistliche an, darunter sind auch Missbrauchsopfer. Sieben Mitglieder sind Frauen, von den Männern sind fünf Priester.

Gebetstag für kirchliche Missbrauchsopfer

Die vatikanische Kommission will Papst Franziskus die Einführung eines Weltgebetstags für kirchliche Missbrauchsopfer vorschlagen. Angemacht werden, wie aus einer am Montag veröffentlichten Presseerklärung des vatikanischen Gremiums hervorgeht, auch Workshops zu rechtlichen Aspekten sowie zu mehr Transparenz bei den Verfahren, die unter Beteiligung externer Berater noch dieses Jahr stattfinden sollen. Das Gremium kündigte zudem den Start eines Universitäts-Kurses zum Schutz von Minderjährigen an der Päpstlichen Universität Gregoriana in der kommenden Woche an. Darüber hinaus könne über eine Bußliturgie nachgedacht werden.

Sechs Arbeitsgruppen hatten sich in der Vorwoche in Rom zu einer Bestandsaufnahme getroffen und mögliche Richtlinien und Vorschläge für die Zukunft erarbeitet, die dem Papst präsentiert werden sollen. Über den Vorschlag für einen Weltgebetstag für Missbrauchsopfer wurde bereits 2015 nachgedacht - mehr dazu in Vatikan: Weltgebetstag für Missbrauchsopfer in Planung.

Kommission will allen gerecht werden

Bei den Richtlinien zum Kinderschutz sei es wichtig, den unterschiedlichen Informationslagen und Führungsstilen der Kirche in den verschiedenen Teilen der Welt Rechnung zu tragen, hält die Kommission fest. Der Papst solle gebeten werden, alle kirchlichen Würdenträger zu erinnern, wie wichtig direkte Antworten für Opfer, die um Kontakt bitten, sowie für deren Hinterbliebene seien. Die Kinderschutzkommission ihrerseits sei in Kontakt mit den weltweiten Bischofskonferenzen und kirchlichen Kinderschutzbeauftragten, damit gemäß dem Wunsch des Papstes die Verantwortung vor Ort gestärkt werde.

religion.ORF.at/KAP/AFP

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