Aschermittwoch: Büßen und Fasten bis Ostern

Mit dem Aschermittwoch beginnt im Kirchenjahr für Christen die vorösterliche Bußzeit, auch Fastenzeit genannt. Sie dauert 40 Tage, endet zu Ostern und dreht sich nicht nur ums (Nicht-) Essen.

Die 40 Tage ergeben sich aus der Bibel (Mt 4): Es ist die Zeitspanne, während derer Jesus in der Wüste gefastet haben soll. Die Sonntage werden hier nicht mitgezählt, sie galten früher als Ausnahme vom Fasten. In der Aschermittwochsmesse bekommen Gläubige ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Das soll sie an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern: Asche zu Asche, Staub zu Staub.

In der Antike war die Asche nicht nur Zeichen der Vergänglichkeit, sondern auch ein Waschmittel und Grundlage für die Seifenherstellung. So ist die Asche gleichzeitig Symbol der Trauer und der Reinigung. Im Alten Testament, zum Beispiel im Buch Jona und im Buch Hiob, dient die Asche außerdem als Zeichen der Buße.

Frau mit Aschenkreuz

Reuters/Cynthia Karam

Altes Symbol für Buße und Reinigung: die Asche

Aschenritus Pflicht für Katholiken

Im zweiten Jahrhundert noch auf ein zweitägiges Trauerfasten beschränkt, war es bereits im vierten Jahrhundert fester Brauch, sich 40 Tage auf das Hochfest von Ostern vorzubereiten. Seit der Synode von Benevent im Jahr 1091 ist der Aschenritus für alle gläubigen Katholiken Pflicht. Männern wurde Asche früher auf den Kopf gestreut, Frauen zeichnete man das Aschenkreuz auf die Stirn. Seit dem 11. Jahrhundert findet sich ein eigenes Gebet für die Aschensegnung. Der Brauch, die Asche aus den verbrannten Palmzweigen des vergangenen Jahres zu gewinnen, entstand im zwölften Jahrhundert.

„Bedenke, dass Du Staub bist“

„Bedenke, Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ und „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium“, lauten dazu die Worte aus dem Messbuch, die der Priester während der Zeremonie beim Auflegen des Aschenkreuzes am Aschermittwoch spricht.

Nach der ausgelassenen, „sündigen“ Faschingszeit sollen sich die Menschen wieder bewusst machen, dass sie jederzeit sterben könnten und sich dann vor Gott verantworten müssen. Traditionell wird am Aschermittwoch gerne Fisch gegessen, schon früher vielerorts eine typische Fastenspeise, weil er billig zu haben und - wenn man es nicht zu streng nimmt - kein Fleisch war.

Auster

dpa/Wulf Pfeiffer

„Fastenspeise“ Auster: Heute nicht mehr üblich

Kreative Fastenregeln

Da es in den mittelalterlichen Klöstern insgesamt bis zu 130 Fastentage im Jahr zu überstehen galt, waren die Mönche besonders erfinderisch bei der Definition des Begriffs „Fastenspeise“. So galten neben Fischen auch Schalentiere und Meeresfrüchte und selbst Austern, aber auch andere Wassertiere wie Biber, Fischotter und Wasservögel in manchen Klöstern als akzeptable Fastenkost. Nach dem Motto „Was flüssig ist, bricht keine Fasten“, war es Mönchen auch schon immer erlaubt, Bier zu trinken. Speziell für die Fastenzeit gebraute Starkbiere haben im Raum Bayern und in Österreich eine lange Tradition.

Symbolfoto Fastenzeit: Brot und Starkbier

APA/dpa/Andreas Gebert

Auf das einstige Fastengetränk Bier wird heute eher verzichtet

Heutzutage ist es wiederum gerade der Alkohol, auf den viele in der Fastenzeit verzichten möchten: Hier wird sicher auch an die schlanke Linie beziehungsweise die Gesundheit gedacht. Bei gläubigen wie auch weniger frommen Menschen ist darüber hinaus ein Verzicht oder eine Reduktion bei Süßem, Fleisch oder auch bei der Autobenutzung anzutreffen. Manche nutzen die Fastenzeit zudem zu verstärkter Bibellektüre oder holen sich via E-Mail und SMS spirituelle Tagesimpulse.

Vorbereitung auf Auferstehung Jesu

In den 40 auf den Aschermittwoch folgenden Tagen bis zum Karsamstag bereiten sich die Christen spirituell auf Ostern als das Fest der Auferstehung Jesu Christi vor. Die katholische Kirche lädt dazu ein, sich erneut auf die Grundlagen christlicher Existenz zu besinnen. Daher stehen Buße, Reinigung und Umkehr im Zentrum der Fastenzeit.

Anders als in anderen christlichen Kirchen legt die evangelische Tradition weniger Wert auf verbindliche Fastenzeiten. Allgemeingültige Fastengebote gibt es für evangelische Christen nicht: Sie sollen selbst entscheiden, worauf sie eine Zeitlang verzichten möchten. Auch katholisches Fasten wird heutzutage auf individuelle Weise praktiziert, wobei die Kirche aber zwei strenge Fasttage - den Aschermittwoch und den Karfreitag - vorschreibt.

Orthodoxe fasten strenger

Ausgeprägter als in der römisch-katholischen Kirche wird in der orthodoxen Kirche gefastet. Während die Katholiken noch den Faschingsausklang feiern, fängt für orthodoxe Christen schon mit dem Montag nach dem Faschingssonntag - oft als „Reiner Montag“ bezeichnet - die Fastenzeit an. Dieser Tag ist für orthodoxe Christen gemeinsam mit dem Karfreitag der wichtigste Fasttag des Jahres. Auf die ersten 40 Tage des „Großen Fastens“ folgen der Lazarus-Samstag, der Palmsonntag und die Karwoche.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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