Franziskus und Kyrill: Treffen mit gemeinsamer Erklärung

Vor ihrem historischen Treffen am Freitag in Kuba haben sich Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill auf den Text der geplanten gemeinsamen Erklärung geeinigt.

„Gestern am späten Abend wurden die letzten Korrekturen eingetragen“, sagte Metropolit (Erzbischof) Hilarion am Donnerstag in Moskau. Während des Treffens am Freitag seien aber noch Änderungen möglich, meinte er der Agentur Interfax zufolge. Details nannte Hilarion nicht. Franziskus und Kyrill I. wollen sich auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt Havanna treffen.

Treffen „seit langem ersehnt“

Die Erklärung solle widerspiegeln, dass das Treffen ein „seit langem ersehntes“ sei, teilte das Außenamt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau mit. „Hauptsinn des Treffens ist, dass zwei Führer der Christenheit als einheitliche mächtige Stimme in Fragen auftreten, die die ganze Menschheit beunruhigen“, hieß es. Die Begegnung soll demnach um 14.15 Uhr Ortszeit (20.15 Uhr MEZ) beginnen und etwa drei Stunden dauern.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I.

APA/AFP/Alexander Nemenov

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I.

Katholiken und Orthodoxe gehen seit der großen Kirchenspaltung (Schisma) aus dem Jahr 1054 getrennte Wege. Die „orthodoxe Welt“ ist in mehr als ein Dutzend unabhängige Kirchen zersplittert, denen insgesamt etwa 250 Millionen Menschen angehören. Der größte ist der russisch-orthodoxe Zweig mit rund 150 Millionen Gläubigen. Die römisch-katholische Kirche hat etwa 1,2 Milliarden Mitglieder.

Annäherung erst in jüngster Zeit

Es ist die erste Begegnung eines katholischen und eines russisch-orthodoxen Kirchenoberhauptes, seit Moskau vor 450 Jahren zum Patriarchat erhoben wurde. In jüngster Zeit gab es Signale der Annäherung zwischen dem Heiligen Stuhl und der orthodoxen Kirche. Seit Jahren wurde über ein historisches Treffen der Kirchenoberhäupter verhandelt. In den 1990er Jahren waren mehrere Bemühungen um ein solches Treffen etwa in Wien oder im ungarischen Pannonhalma gescheitert. Als Gründe galten insbesondere Spannungen zwischen den Kirchen um die mit Rom unierten Katholiken in der Ukraine.

Im Pontifikat von Johannes Paul II. (1978-2005) galt auch dessen polnische Herkunft als ein Hinderungsgrund für eine Begegnung der beiden Kirchenführer. Neben der Rolle der Katholiken in der Ukraine hatte die russisch-orthodoxe Seite auch die Errichtung von vier katholischen Diözesen in Russland im Jahr 2002 als Affront gewertet. Offiziell hieß es, vor einer persönlichen Begegnung von Papst und Patriarch müssten eine Reihe von Voraussetzungen im Verhältnis der Kirchen zueinander geschaffen und vorhandene Probleme geklärt werden.

Treffen in Europa „unangebracht“

Papst Franziskus hatte in der Vergangenheit mehrfach angedeutet, zu einem Treffen mit Kyrill an jedem beliebigen Ort bereit zu sein. Unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) hatten sich die Beziehungen zwischen Rom und Moskau nach schwierigen Jahren deutlich verbessert. Das Treffen kommt nun zustande, indem der Papst einen Zwischenstopp auf dem Weg zu einem Mexiko-Besuch in Kuba einlegt, wo Kyrill zu einem Besuch erwartet wird. Der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, sagte vergangenen Freitag, Kyrill habe ein Treffen in Europa immer für „unangebracht“ gehalten.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP

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