Papst nach Treffen mit Kyrill I. in Mexiko eingetroffen

Nach dem historischen Treffen mit dem russischen Patriarchen Kyrill I. auf Kuba ist Papst Franziskus in Mexiko eingetroffen. Er wurde am Freitagabend (Ortszeit) am Flughafen in Mexiko-Stadt von Präsident Enrique Pena Nieto zu seinem ersten Besuch in dem Land empfangen.

Bei der mehrtägigen Reise (bis Mittwoch Ortszeit, Donnerstag MEZ) stehen die Migration sowie die Drogengewalt im Mittelpunkt. Geplant sind unter anderem Besuche in der Grenzregion zu den USA und in einer Unruheprovinz.

Papst mit Mexikanischem Präsident Enrique Pena Nieto (C) und First Lady Angelica Rivera

APA/AFP/Ronaldo Schemidt

Papst Franziskus wird vom Mexikanischen Präsident Enrique Pena Nieto und seiner Frau Angelica Rivera am Flughafen empfangen

Empfang mit Glocken, übermalten Graffiti und Sängern

Mit dem Tag der Ankunft von Franziskus in Mexiko hat das Papst-Fieber in dem nordamerikanischen Land seinen ersten Höhepunkt erreicht. Um den hohen Gast zu empfangen, wurden ganze Stadtzentren aufgeputzt, Graffitis übermalt und Straßenzüge ausgebessert.

400.000 Freiwillige an den Papamobil-Routen stehen neben den 13.250 Polizisten für Franziskus’ Sicherheit bereit, und sogar in der Hauptstadt bleiben während der Visite Museen und Schulen vorübergehend geschlossen.

Stundenlanges manuelles Glockenläuten

Schwerstarbeit bringt der Papstbesuch für rund 80 freiwillige Glöckner in der Hauptstadtkathedrale von Mexiko-Stadt. Die beiden Glocken „La Ronca“ (Die Heisere) und die 240 Kilo schwere „Dona Maria“ sollen hier zu Ehren des Papstes zwei Stunden lang läuten. Das akustische Spektakel beginnt mit der Ankunft von Franziskus im mexikanischen Luftraum und endet, wenn Franziskus am Abend in seinem Nachtquartier, der Apostolischen Nuntiatur, angekommen ist.

Noch weitaus mehr Volontäre - nämlich 1.500 - werden in Morelia im Einsatz sein: Der Papst soll hier im Anflug seine eigene, von Menschen nachgestellte Silhouette zu Gesicht bekommen, so der Plan von Bürgermeister Alfonso Martinez.

Zwei Proben gab es bisher für das 3.000 Quadratmeter umfassende Bild, das an eine Tradition unter Johannes Paul II. anknüpft: Dessen Flugzeug wurde beim Abflug aus Mexiko stets von tausenden Spiegeln beleuchtet - woran man auch bei seiner Heiligsprechung 2014 mit gegen den Himmel gerichteten Spiegeln erinnerte.

Pilger warten auf Papst Franziskus

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Gläubige mit Papst Franziskus-Fahnen säumen die Straßen

„Mexiko kann gut schreien“

Wie auf allen insgesamt sechs bisherigen Papstbesuchen in Mexiko sind auch diesmal die „Porras“-Sprechgesänge fixe Begleiter bei allen Stationen. Die Erzdiözese Morelia hatte in einem Wettbewerb unter den Priesterseminaren die „offizielle Porra“ ermittelt, mit der Franziskus in der Hauptstadt des Bundesstaates Morelia empfangen werden soll.

Die Vorschläge sollten originell, kurz, eingängig und „beeindruckend“ sein, in Gruppe aufgeführt werden können und auch Körperbewegungen beinhalten, hieß es in der Ausschreibung. Inspirationen dafür dürften ruhig auch die Schlachtrufe im Fußball sein.

Dass die Mexikaner in dieser Disziplin wahre Meisterschaft besitzen, stellte einst Johannes Paul II. in einem Ausspruch fest, der zum geflügelten Wort wurde: „Mexiko kann gut tanzen. Mexiko kann gut beten und gut singen. Aber vor allem kann Mexiko gut schreien. Immer treues Mexiko“, erklärte er.

Tänzer am Flughafen vor der Ankunft von Papst Franziskus

APA/AFP/Ronaldo Schemidt

Mit Tanzvorführungen wurde Franziskus am Flughafen begrüßt

Auch Benedikt XVI. bekannte 2012 in Leon: „Ich wurde auf keiner Reise mit so viel Enthusiasmus begrüßt wie in Mexiko. Und ich verstehe nun, warum Johannes Paul II. sagte: Ich bin ein mexikanischer Papst.“

Kreativität war den Mexikanern auch in anderen Wettbewerben im Vorfeld der Papstreise abverlangt. So hatte etwa die Stadtverwaltung von Ecatepec zu Gemälden zum Thema „Der Papst und die Jugend“ aufgerufen.

Sichtbar sind die Ergebnisse in 60 Graffiti-Wandgemälden auf Mauern entlang der 8,8 Kilometer langen Route, die der Papst am Sonntag auf dem Weg zur Messe mit 300.000 Gläubigen im Papamobil zurücklegen wird. Motive sind u.a. ein sprayender Papst, die Jungfrau von Guadalupe, Mexikofahnen, Friedenstauben, Christusstatuen sowie Willkommensformeln. Die Kunstform der „Muralismo“-Wandgemälde ist im Land Diego Riveras weitverbreitet.

Briefe und Sozialstunden

Die Hauptstadtdiözese widerum hatte die Gläubigen ermutigt, Briefe an den Papst zu verfassen. Der von einer Jury ausgewählte Siegesbrief des Wettbewerbes gewann eine Reise nach Rom für zwei Personen.

Die Bischofskonferenz hingegen startete eine Gebetskampagne. Sie ist auf Twitter unter dem Hashtag #OracionXelPapa abrufbar. Erstellt wurde ein offizielles Papstbesuchs-Gebet; Papst Franziskus komme, um das „Jahr der Barmherzigkeit“ in die Hände der Landespatronin Maria von Guadalupe zu legen, heißt es darin, auch wird Gott um „Bekehrung“ des Landes angerufen.

In Chiapas wurden zur Vorbereitung 100 zentrale Aussagen des Papstes - zu Themen wie Barmherzigkeit, sozialer Wandel, Kirchenreform, Armut, Schöpfung, Indigene und Migranten, Familien und Jugend - ausgewählt und in den Pfarren meditiert.

Um einen in Mexiko viel zitierten Papst-Appell von Rio de Janeiro, „Hagan Lio!“ (Schafft Unordnung!), umzusetzen, gründete das Institut für christliche Sozialdoktrin (IMDOSOC) eine Jugendbewegung „Generation Francisco“. Deren erklärtes Ziel, Jugendliche zu Ehren des Papstes zu freiwilligem Sozialeinsatz zu bewegen, wurde durch etliche Sozialprojekte verfolgt, die zu einem Wandel der mexikanischen Gesellschaft beitragen sollen, wie es auf der Projektshomepage heißt.

1.300 geleistete Einsatzstunden verzeichnete die Seite am Tag der Papstankunft, darunter etwa Krankenbesuche, Engagement für behinderte Kindern und Migranten, Deckenverteilung an Obdachlose oder Mithilfe an Armenausspeisungen.

Alle singen für Franziskus

In einem Land, das sich vor allem über Musik definiert und in dem sich zum nationalen Marienfeiertag (12. Dezember) die gesamte Musikerprominenz in der Hauptstadtbasilika für ein Ständchen versammelt, darf diese auch zum Papstbesuch nicht fehlen.

Vorbereitungen für Papst Franziskus in Mexiko

APA/AFP/Bernardo Montoya

Auch lebensgroße Papst Franziskus Aufsteller wurden vorbereitet

Etliche Sänger haben eigene Willkommenslieder für Franziskus komponiert und erreichten mit YouTube-Videoclips binnen Wochen sechsstellige Publikumszahlen, darunter Juan Gabriel, Manuel Mijares und Marco Antonio Solis. Für die CD „Luz“ beteiligten sich zu Ehren des Papstes rund ein Dutzend der bekanntesten Popsterne, darunter Lucero, Pedro Fernandez, Cristian Castro, Celso Pina sowie auch die Präsidenten-Gattin Angelica Rivera.

Doch auch jede der besuchten Diözesen - mit sieben Stationen ist Mexiko für Franziskus das Reiseland mit den meisten Zwischenstopps - hat eigene Hymnen für die Visite vorbereitet. Sie werden mitunter von Marimba-Orchestern oder indigenen Chören präsentiert. Die Titel reichen von „Willkommen Franziskus“ über „Freund der Welt“ bis zu „Franziskus ist..“.

religion.ORF.at/KAP

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