Bischof Kräutler: Brauchen Alternativen zum Zölibat

Bischof Erwin Kräutler hat die deutsche Bischofskonferenzen dazu aufgerufen, über Alternativen zum zölibatär lebenden Priester zu diskutieren.

„Jede und jeder hat den Auftrag, nachzudenken“, sagte Kräutler am Sonntag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande der Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in Würzburg. Papst Franziskus selbst habe ihn aufgefordert, mutige Vorschläge zu machen.

Erwin Kräutler

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Bischof Kräutler wurde von Papst Franziskus um „mutige Vorschläge“ gebeten

Der Papst werde zwar nicht in eigener Regie von heute auf morgen etwas ändern. "Aber die Bischofskonferenzen haben den Auftrag, darüber zu befinden, um dann konkrete Vorschläge zu machen, so der emeritierte Bischof der Diözese Xingu.

Mit Blick auf seine Diözese im Amazonas-Gebiet sagte Kräutler, angesichts der geografischen Lage und der geringen Zahl von Priestern könnten 70 Prozent der Katholiken nur drei- bis viermal im Jahr Messe feiern, ansonsten Wortgottesdienst. Dabei sei die Eucharistie das Zentrum des katholischen Glaubens. „In erster Linie steht nicht der Zölibat zur Diskussion, sondern die von der sonntäglichen Eucharistiefeier ausgeschlossenen Gemeinden“, sagte Kräutler. Dies sei zwar zunächst ein Problem in Amazonien, aber die Gemeindezusammenlegungen in Deutschland seien auch nicht unbedingt die Lösung.

Drei bis vier jährliche Messfeiern im Amazonas-Gebiet

Die mehrfach vorgeschlagene Beauftragung von katholischen Männern mit tadellosem Lebenswandel, sogenannte „viri probati“, ist für den aus Österreich stammenden Bischof eine problematische Alternative. "Was macht denn einen Mann zum „vir probatus" und wer oder welches Forum befindet darüber, ob einem dieses Attribut zugesprochen werden kann oder nicht?“

Er frage sich auch, ob alle zölibatär lebenden Priester tatsächlich „viri probati“ seien. Zudem sei bei einer solchen Lösung von vornherein die Möglichkeit ausgeschlossen, dass eine Frau als Priesterin dem Gottesdienst vorstehen könne.

Laut Kräutler gibt es eine Kommission der Bischofskonferenz in Brasilien, die dem Papst Vorschläge machen solle. Es gebe aber darüber hinaus viele, die nachdächten. „Papst Franziskus will das ja sogar wenn er sagt: Sean corajudos! - habt Mut!“ Zugleich erinnerte der Bischof an das Apostolische Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ von Papst Johannes Paul II. von 1994, demzufolge die Kirche keine Frauen zu Priestern weihen könne. „Dieses Wort hat sicher nachhaltige Wirkung, ist aber dennoch kein Glaubenssatz, kein Dogma.“

religion.ORF.at/KAP