Theologen kritisieren „inhumane“ Flüchtlingspolitik

In einer öffentlichen Stellungnahme kritisieren 49 namhafte Katholiken aus ganz Österreich „kurzfristige nationale Interessen“ in der Flüchtlingspolitik und fordern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Flüchtlingen und Asylwerbenden.

Bei allen legitimen Auffassungsunterschieden, wie mit der derzeitigen Flüchtlingskrise umgegangen werden kann, stellen die Unterzeichner klar, dass angesichts der aktuellen Flüchtlingspolitik „der Schutz von Menschen in Not, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung auf der Flucht sind“ im Vordergrund stehen müsse.

Ethisches Prinzip als Leitfaden

„Dieses ethische Prinzip bildet ein Kernelement des Christentums, der Humanität und der modernen Menschenrechtskultur“, heißt es in der Aussendung vom Dienstag. Dies greife schon lange vor dem Bereich der völkerrechtlichen Verpflichtungen, die sich aus der Genfer Flüchtlingskonvention ergeben. Alle politischen Anstrengungen sollten daher darauf gerichtet sein, einen gemeinsamen, europäischen Weg bei der Bewältigung der humanitären Herausforderung durch die Fluchtbewegungen zu finden.

Flüchtlinge in einer Reihe vor einem österreichischen Grenzbeamten

APA/Erwin Scheriau

Namhafte Theologen fordern eine humane Flüchtlingspolitik ohne „kurzfristige nationalistische Interessen“

Die Unterzeichner fordern weiters eine „weitblickende Politik“ , die bei gemeinsamen Lösungen der Europäischen Union ansetzen müsse, nicht zuletzt was die Fluchtursachen und die Lage der Flüchtlinge in den Nachbarländern der Bürgerkriegsgebiete betreffe. „Eine Politik kurzfristiger, nationaler Interessen und einseitiger Maßnahmen, die eine Schwächung der EU und eine Destabilisierung anderer Mitgliedsländer riskiert, ist nicht zukunftsfähig.“

Ablehnung einer „Politik der Angst und Inhumanität“

Europäischen Werten entspreche nur ein sachbezogener, verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Flucht und Asyl. „Im Gegensatz dazu sehen wir Akteure, die fremdenfeindliche Ressentiments schüren, missgünstige Gerüchte über Flüchtlinge verbreiten und offen gegen AsylbewerberInnen und ihre Unterbringung in Österreich auftreten - nicht zuletzt um davon im politischen Wettbewerb zu profitieren. Eine solche kalkulierte Politik der Angst und der Inhumanität lehnen wir mit aller Entschiedenheit ab“, so die katholischen Funktionsträger.

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören u. a. Reinhold Esterbauer, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, Franz Gruber, Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz, Ilse Kögler, Dekanin der Theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität Linz, Wolfgang Palaver, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, Heinrich Schmidinger, Rektor der Universität Salzburg, Dietmar Winkler, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, und Martin Rothgangel, Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Weiters wurde die Erklärung auch von Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, und Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, unterzeichnet.

Vonseiten katholischer Organisationen haben u. a. Heinz Hödl, Präsident des Weltdachverbandes katholischer Hilfswerke CIDSE, Magdalena Holztrattner, Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, und Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich, unterzeichnet.

religion.ORF.at/KAP