Pädophilie-Skandal erschüttert französische Kirche

Die katholische Kirche in Frankreich wird von einem neuen Pädophilie-Skandal erschüttert. Der Lyoner Kardinal Philippe Barbarin soll Kindesmissbrauch durch Priester verheimlicht haben.

Premierminister Manuel Valls rief Barbarin am Dienstag dazu auf, „seiner Verantwortung gerecht zu werden“. „Ich erwarte nicht nur Worte, sondern auch Taten“, sagte der Sozialist im Sender RMC. Dem Kardinal und der Diözese der ostfranzösischen Großstadt wird vorgeworfen, Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester nicht gemeldet zu haben. Ausgangspunkt des Skandals ist der Fall eines Priesters, der zwischen 1986 und 1991 Pfadfinder sexuell missbraucht haben soll, aber erst Ende August 2015 seines Amtes enthoben wurde. Im Jänner wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den geständigen Geistlichen eröffnet.

Kardinal Philippe Barbarin

APA/AFP/Eric Cabanis

Kardinal Philippe Barbarin

Kardinal soll untätig geblieben sein

Später wurden dann Vorermittlungen wegen des Nicht-Meldens von sexuellen Angriffen auf Minderjährige eingeleitet. Die Ermittlungen zielen auf Verantwortliche der Diözese von Lyon ab und könnten auch Barbarin treffen. Nun nahm der Skandal eine weitere Wendung: Am Montagabend wurde bekannt, dass eine neue Anzeige gegen Barbarin erstattet wurde. Es geht um mutmaßliche pädophile Taten, die ein nach wie vor in Lyon aktiver Priester Anfang der 1990er Jahre begangen haben soll. Auch hier soll der Kardinal untätig geblieben sein.

Der Skandal war am Dienstag das beherrschende Thema am ersten Tag des Frühlingstreffens der französischen Bischofskonferenz im Pilgerort Lourdes. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Erzbischof von Marseille Georges Pontier, forderte „die Wahrheit für die Opfer“.

Die katholische Kirche war in der Vergangenheit in einer Reihe von Ländern von schweren Missbrauchsskandalen erschüttert worden, unter anderem in den USA und in Irland. In Frankreich wurde 2001 ein Bischof verurteilt, weil er die pädophilen Übergriffe eines Priesters nicht gemeldet hatte.

religion.ORF.at/AFP

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