Papst: Leiden Jesu ist Aufruf zur Flüchtlingshilfe

Die Leidensgeschichte Jesu ist nach den Worten des Papstes ein Appell an die heutige Menschheit, Flüchtlingen zu helfen. Jesus sei jede Gerechtigkeit verweigert worden und er habe auch wegen Menschen gelitten, denen sein Schicksal gleichgültig gewesen sei, so der Papst.

Bei der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz sagte Franziskus er müsse an die Ausgegrenzten und Flüchtlinge denken, für deren Schicksal ebenfalls niemand Verantwortung übernehmen wolle. Das Leid Jesu sei ein Aufruf, das eigene Leben zu reinigen, indem man sich dieser Notleidenden annehme.

Feierlicher Einzug in Jerusalem als Auftakt der Karwoche

An Palmsonntag wird der feierliche Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert, was einen Gegensatz zur ganzen Karwoche bildet mit dem Leiden und der Schmach Jesu. Denn Jesus habe „an seinem Leib auch die Gleichgültigkeit“ erlebt, wie es heute „viele Flüchtlinge“ erlebten, „für deren Schicksal viele nicht die Verantwortung übernehmen wollen“, so der Papst.

Mit der feierlichen Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus die Karwoche begonnen. Jesus habe die Menschheit nicht durch triumphale Machtgebärden, sondern durch die eigene Erniedrigung erlöst, sagte er in seiner Predigt.

Das Verzichten lernen""

„Die Art und Weise des göttlichen Handelns mag uns so fern vorkommen, während wir uns schwer tun, wenigstens ein bisschen von uns selbst aufzugeben. Er hat für uns auf sich verzichtet; was kostet es uns dagegen, für ihn und für die anderen auf etwas zu verzichten“, so Franziskus vor Zehntausenden Gläubigen.

Wer dem Meister folgen wolle, müsse dessen Weg der Selbstverleugnung und der Hingabe für andere gehen. Schmeicheleien und schöner Schein dürften nicht davon ablenken, dass der wahre Wert des Menschen die Liebe sei. Jesus habe nicht als König, sondern als Sklave unter den Menschen gelebt, was im Ritual der Fußwaschung an seinen Jüngern sichtbar werde.

Palmsonntags Prozession Petersplatz Papamobil

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Mit einer Prozession über den Petersplatz begann Papst Franziskus die Palmsonntagsmesse

Palmprozession über den Petersplatz

Zuvor war der Papst in einer langen Prozession gemeinsam mit Kardinälen und Bischöfen, die Palmwedel in den Händen trugen, über den Petersplatz gezogen. In seiner Predigt zeichnete Franziskus eindringlich den Leidensweg Jesu nach.

Nach dem triumphalen Einzug in Jerusalem am Palmsonntag habe sich die Menge nur Tage später von ihm abgewandt. Von seinen Freunden verraten und verleugnet, von seinen Peinigern verhöhnt, geschlagen und bespuckt, habe er schließlich die Qualen der Kreuzigung auf sich genommen. „So kommt es zum Kreuzestod, dem schmerzhaftesten und entehrendsten Tod, der den Verrätern, den Sklaven und den übelsten Verbrechern vorbehalten ist.“

„Barmherzigkeit auf dem Gipfel der Vernichtung“

Dennoch habe Jesus den Tätern vergeben und darauf verzichtet, vom Kreuz herabzusteigen und das Gesicht eines unbezwingbaren Gottes zu zeigen. Auf dem Gipfel der Vernichtung, habe er so das wahre Antlitz Gottes gezeigt, die Barmherzigkeit. „So abgründig das Geheimnis des Bösen auch ist, so unendlich ist die Wirklichkeit der Liebe, die den Abgrund durchquert hat und bis zum Grab und in die Unterwelt gelangt; die unser ganzes Leid angenommen hat, um es zu erlösen; um Licht in die Finsternis zu bringen, Leben in den Tod, Liebe in den Hass.“

Papst Franziskus erwartet in der Karwoche wieder ein dichtes Programm. Höhepunkte sind am Karfreitag der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum und schließlich die Ostermesse mit dem Segen „Urbi et orbi“ am kommenden Sonntag auf dem Petersplatz.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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