GB: Kritik an Kirche in mutmaßlichem Missbrauchsfall

In Großbritannien gibt es Kritik am Umgang der anglikanischen Kirche von England mit Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Bischof von Chichester, George Bell.

Laut einem Bericht des „Sunday Telegraph“ wirft eine Gruppe von Anwälten, Wissenschaftlern, Politikern und Religionsvertretern der Kirche Fehler bei der Befragung von Zeugen und der Prüfung von Beweismitteln vor.

Die Kirche hatte zuvor die Ansprüche einer Frau akzeptiert, die angegeben hatte, in den 1940er und 1950er Jahren im Alter zwischen fünf und neun Jahren von dem 1958 verstorbenen Bischof missbraucht worden zu sein, und ihr umgerechnet 19.250 Euro Entschädigung gezahlt.

Kritiker sehen „Fehlurteil“

Aus Sicht der Kritiker stelle das Ergebnis der internen Untersuchung der Kirche ein „schweres Fehlurteil“ dar. Die Kirche habe bei dem Fall im Verborgenen gehandelt, so der Mitunterzeichner und frühere Labour-Minister Frank Field. Niemand wisse, wie das Urteil zustande gekommen sei und worauf es sich stütze.

Die anglikanische Kirche erklärte hingegen in einer Stellungnahme, die Entscheidung für eine Entschuldigung und die Zahlung der Entschädigung sei „nicht leichtfertig“ oder „ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf den Ruf von George Bell“ getroffen worden. In diesem wie auch in anderen Fällen sei es jedoch das übergeordnete Ziel gewesen, die Wahrheit herauszufinden.

Bischof Bell war ein enger Freund von Dietrich Bonhoeffer und nutzte seine Position als Mitglied des britischen Parlaments, um wiederholt die Bombenangriffe der Alliierten auf deutsche Städte zu verurteilen, insbesondere die Bombardierung Dresdens.

religion.ORF.at/KAP