„Heilige Woche“ in Jerusalem mit weniger Besuchern
Weniger einheimische und ausländische Pilger zogen heuer über den Ölberg zur Anna-Kirche in der Altstadt. Insbesondere einheimische Christen aus dem Norden und aus weiten Teilen des Westjordanlandes fehlten in diesem Jahr. An der Prozession nahm laut Kathpress auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, teil. Ein Polizeisprecher sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage, die Zahl der Prozessionsteilnehmer sei im Vergleich zum Vorjahr etwa um die Hälfte auf rund 15.000 zurückgegangen. Die Zahl der Sicherheitskräfte gab er mit rund 350 bis 400 Polizisten an.
Angespannte Sicherheitslage
Der Pfarrer der katholischen Pfarrei Ramallah, Ibrahim Schomali, machte die angespannte Sicherheitslage für das Fernbleiben der arabischen Christen verantwortlich. Viele Palästinenser hätten nach den wiederholten Gewalttaten und den Reaktionen israelischer Sicherheitskräfte Angst vor Besuchen in Jerusalem, sagte Schomali der KNA.
APA/AFP/Thomas Coex
Zudem habe Israel erst am Freitag die entsprechenden Reisegenehmigungen erteilt. Für viele Pfarreien sei das zu kurzfristig gewesen. Statt rund 30 Bussen aus dem Westjordanland wie im Vorjahr seien nur zwölf Busse aus den Pfarreien Ramallah, Bethlehem, Beit Jalla und Beit Zahour angereist.
Die Palmprozession, die an den Einzug Jesu nach Jerusalem vor seiner Kreuzigung erinnert, ist für Pilger einer der Höhepunkte der Karwoche. Am Startpunkt, der Kirche von Betfage, wird nach alter Tradition der Stein verehrt, von dem aus Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem auf den Esel gestiegen sein soll.
Prozessionen und Gebete
Am Gründonnerstag folgen die Liturgie der Fußwaschung, eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion und eine nächtliche Gebetswache beim Garten Getsemani. Am Karfreitag ziehen Christen aller Konfessionen mit großen Holzkreuzen im Gedenken an den Leidensweg Jesu über die Via Dolorosa. Die Ostervigil der Katholiken findet am frühen Karsamstagmorgen statt.
APA/AFP/Thomas Coex
Israels Tourismusministerium rechnet für die verschiedenen Osterfeierlichkeiten der Ost- und Westkirchen sowie das jüdische Pessach-Fest, die sich aufgrund der verschiedenen Kalendersysteme über einen Zeitraum von fünf Wochen erstrecken, mit stabilen Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr.
Seit dem Gazakrieg im Sommer 2014 waren die Touristenzahlen im Heiligen Land deutlich zurückgegangen. Die Sicherheitslage in Jerusalem gilt besonders seit vergangenem Herbst als angespannt. In den vergangenen Monaten war es wiederholt zu Zwischenfällen gekommen.
religion.ORF.at/KAP/KNA
Mehr dazu:
- Papst: Leiden Jesu ist Aufruf zur Flüchtlingshilfe
(religion.ORF.at; 20.3.2016)