Religionsvertreter: „Terror ist Gotteslästerung“

In Österreich haben christliche und muslimische Religionsvertreter die Terroranschläge in Brüssel scharf verurteilt. Sie bezeichneten die Attentate als Gotteslästerung und Missbrauch der Religion.

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll schrieb in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung zu den Terroranschlägen in Brüssel, dass „diese feigen Angriffe auf unbeteiligte Menschen“ aufs schärfste zu verurteilen seien. Den Opfern, den Angehörigen und den Verletzten versicherte Pöll „unsere Anteilnahme und unser Gebet“.

„Wir trauern mit den betroffenen Menschen und wissen uns verbunden mit der Bevölkerung in Brüssel“, so der ÖRKÖ-Vorsitzende. Weiter heißt es in der Aussendung, dass die Attentate erneut schockierend vor Augen geführt haben, dass sich Europa nicht völlig abschotten könne vor dem Krieg und dem Terror in Syrien und im Irak.

Menschenrechte einschränken „falsch“

Pöll übte scharfe Kritik an der Instrumentalisierung von Religion durch die Terroristen: „Diese menschenverachtenden Anschläge stellen einen Missbrauch der Religion und eine Gotteslästerung dar“. Europas Politiker rief Pöll gleichzeitig zu einer besonnenen Reaktion auf die Attentate auf.

Lothar Pöll

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Lothar Pöll

Die Antwort eines zivilisierten Europa auf den Terror in der EU-Hauptstadt dürfe nicht der weitere Ausbau Europas zur „Festung“ und die noch stärkere Überwachung seiner Bürger sein. „Es wäre fatal, aus einem falschen Sicherheitsbedürfnis unsere Freiheit und die Achtung der Menschenrechte einzuschränken“, warnte der ÖRKÖ-Vorsitzende.

Europa an Kriegen beteiligt

Europa sei nicht unbeteiligt an den Krisen und am Krieg im Nahen Osten, erinnerte Superintendent Pöll: „Europäische Länder haben sich am sogenannten ‚Krieg gegen den Terror‘ beteiligt und in europäischen Ländern hergestellte Waffen sind auch in den Händen der Terroristen. Wir appellieren deshalb an die Verantwortlichen in Europa, die Friedensbemühungen für Syrien voranzutreiben und innerhalb der EU solidarisch zu handeln“.

In diesem Zusammenhang müsse auf die „unwürdigen und menschenverachtenden Zustände“ in den griechischen Flüchtlingszentren hingewiesen werden. Es sei dringend notwendig, die Flüchtlinge, die vor Terror und Krieg fliehen und jetzt an der mazedonischen Grenze und an anderen Orten in Griechenland festsitzen, innerhalb der EU zu verteilen, so Pöll.

Schönborn: „Hass darf nicht siegen“

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte bereits am Dienstag angesichts der Ereignisse die Opfer seiner Gebete versichert und zu „Besonnenheit und Entschlossenheit“ aufgerufen, um die richtigen Antworten auf das „abgrundtief Böse“ zu finden, das sich in den Anschlägen manifestiere. „Der Hass darf bei uns nicht siegen“, so der Kardinal, der von einer Bewährungsprobe der europäischen Wertegemeinschaft sprach.

Muslimevertreter: Traurig und wütend

Mit einer eindringlichen Verurteilung des Terrors reagierte die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) nach Bekanntwerden der Geschehnisse am Montag. Neben Trauer, Betroffenheit und Mitgefühl mit den Opfern mache sich auch „Wut unter Muslimen“ breit „angesichts der menschenverachtenden Bestialität der Terroristen, denen nichts heilig ist“, hieß es in einer der Presseaussendung.

Jeder „Allahu akbar“-Ruf (Gott ist größer) der Terroristen „ist eine Gotteslästerung“, stellte die IGGiÖ fest. Die Attentäter würden „in ihrem Todeskult und zerstörerischen Rausch, Angst und Schrecken zu verbreiten“ vor allem ihren „irren Allmachtsphantasien“ huldigen.

religion.ORF.at/KAP

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