Kardinal Schönborn besucht Flüchtlingslager im Irak

Kardinal Christoph Schönborn reist am Ostermontag zu einem dreitägigen Solidaritätsbesuch mit den Christen in den Irak. Schwerpunkt der Reise sei der Besuch von Flüchtlingslagern und kirchlichen Hilfsprojekten für Flüchtlinge.

In Erbil, der Hauptstadt der irakischen Kurdenregion, wird Schönborn unter anderem den chaldäisch-katholischen Patriarchen Louis Sako treffen, meldete Kathpress am Freitag. Im Sommer 2014 waren mehr als 120.000 Christen vor der vorrückenden Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in die Kurdenregion geflüchtet. Die meisten von ihnen harren immer noch in Lagern oder anderen Notunterkünften aus.

In den von den Kirchen geführten Lagern bemühen sich die Verantwortlichen, den Flüchtlingen neben einer Basisversorgung auch Zukunftsperspektiven zu bieten. Das bedeutet in erster Linie, für die Kinder einen Schulbesuch zu ermöglichen. „Hier beginnen die Kinder wieder zu spielen“, sagte der chaldäisch-katholische Bischof von Erbil, Bashar Warda, im Vorjahr österreichischen Journalisten beim Besuch eines Lagers in Ainkawa, einem christlichen Vorort Erbils.

„Menschen sterben am Kreuz“

Kardinal Schönborn erinnerte zum Karfreitag an die Brutalität der Mörderbande IS. „Es wird wieder gekreuzigt. Im 21. Jahrhundert. Wie damals. Wer hätte das für möglich gehalten? Die Dschihadisten stellen die Bilder ins Netz. Sogar Videos. Menschen sterben am Kreuz. Andere schauen zu. Wird ihnen nicht schlecht dabei? Wie halten sie diesen Anblick aus? Wo bleibt das Mitgefühl?“, schrieb der Wiener Erzbischof in seinen über Facebook verbreiteten Gedanken zum heutigen Karfreitag, an dem die Christen der Kreuzigung von Glaubensgründer Jesus Christus vor zwei Jahrtausenden gedenken.

Schönborn reist als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz nach Erbil. Diese hatte bei ihrer jüngsten Vollversammlung die weltweite Christenverfolgung angeprangert. 100 Millionen Christen würden verfolgt, alle fünf Minuten werde ein Christ wegen seines Glaubens getötet. In fast allen islamischen Ländern im Nahen Osten würden die Christen als „Bürger zweiter Klasse“ behandelt und seien massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.

Vor der US-Invasion im Jahr 2003 lebten rund 1,5 Millionen Christen im Irak, heute ist es weniger als eine halbe Million, schreibt Kathpress. Patriarch Sako ruft die Iraker verschiedener Konfessionen immer wieder zur nationalen Einheit gegen den IS auf. Der Irak habe nur eine Zukunft, wenn es endlich zu einer strikten Trennung von Religion und Staat kommt. Auch abgesehen vom IS seien Christen vielen Diskriminierungen ausgesetzt. So würden christliche Hausbesitzer in Bagdad durch Milizen enteignet, ein Richter habe jüngst einen Christen wegen seiner Religion nicht als Prozesszeugen zugelassen.

religion.ORF.at/APA

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