Streit über schwulen Diplomaten: Paris gibt nach

Im Streit mit dem Vatikan über die Ernennung eines homosexuellen Diplomaten zum Botschafter hat Frankreich jetzt nachgegeben, wie die Pariser Regierung am Mittwoch mitteilte.

Der eigentlich als französischer Vertreter in dem Kirchenstaat vorgesehene Diplomat Laurent Stefanini wurde als neuer Botschafter Frankreichs bei der UNO-Kulturorganisation UNESCO nominiert, wie es hieß.

Kräftemessen zu Ende

Es ist das Ende eines mehr als einjährigen Kräftemessens zwischen Frankreich und dem Vatikan. Staatschef Francois Hollande hatte den Katholiken und bekennenden Homosexuellen Stefanini Anfang 2015 für den Posten im Vatikan nominiert. Der Kirchenstaat weigerte sich aber, der Personalie zuzustimmen - Stefanini konnte sein Amt damit nicht antreten.

Frankreichs Staatschef Francois Hollande und Diplomat Laurent Stefanini

Reuters/Charles Platiau

Frankreichs Staatschef Francois Hollande (li.) und Diplomat Laurent Stefanini

Ärger über Homosexuellenehe Grund?

Medien berichteten, die Weigerung gehe auf Papst Franziskus höchstpersönlich zurück. Grund soll nicht die Homosexualität des 56-jährigen Diplomaten und Vatikan-Kenners gewesen sein, sondern der Ärger des Papstes über die 2013 in Frankreich eingeführte Homosexuellenehe.

In einem „ungewöhnlichen Schritt“ habe Papst Franziskus den Diplomaten vor genau einem Jahr zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, berichtete die katholische Nachrichtenagentur Kathpress am Donnerstag. Dabei habe er Stefanini „seine persönlichen Gedanken zu dem Vorgang mitgeteilt“. Staatspräsident Francois Hollande habe dennoch weiter an der „von ihm forcierten“ Personalentscheidung festgehalten. Der Posten des französischen Botschafters im Vatikan ist nun schon seit geraumer Zeit unbesetzt. Wen die französische Regierung für das Amt nominieren will, teilte sie am Mittwoch nicht mit.

Kritiker: Gezielte Provokation

Stefanini war bereits von 2001 bis 2005 als Botschaftsrat in der französischen Vertretung beim Heiligen Stuhl tätig. Derzeit ist er Protokollchef im Elysee-Palast. Er ist praktizierender Katholik und gilt als ausgewiesener Experte für Religionsfragen. Medien zufolge genoss Stafanini damals die Unterstützung des französischen Kurienkardinals Jean-Louis Tauran. Katholische Kritiker in Frankreich warfen Präsident Hollande indes gezielte Provokation vor.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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