Mehr Flüchtlinge wollen sich taufen lassen

Die Kirchen in Österreich haben sich mit der steigenden Zahl von Asylwerbern aus islamisch geprägten Ländern, die sich taufen lassen wollen, befasst. Rund die Hälfte der 300 erwachsenen Taufbewerber in Wien haben einen muslimischen Hintergrund.

Der Anteil der Muslime, die konvertieren wollen, stieg laut Erzdiözese Wien zwischen 2015 und 2016 von einem Drittel auf die Hälfte. Bei der jüngsten Vollversammlung der der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in Wien stand das Thema Konversion von Flüchtlingen im Mittelpunkt.

Lange Vorbereitung notwendig

Der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair und die Leiterin des Koordinationsbüros der Österreichischen Bischofskonferenz für Katechumenat und Asyl, Friederike Dostal, berichteten über präzise Richtlinien für die sorgfältige Taufvorbereitung. So ist etwa eine mindestens einjährige Vorbereitungszeit der Taufbewerber (Katechumenen) notwendig.

Die Österreichische Bischofskonferenz (ÖBK) hatte die lange Vorbereitungszeit für Menschen mit Fluchthintergrund bereits 2014 eingeführt. Dadurch soll verhindert werden, dass der Religionswechsel nur wegen der Hoffnung auf bessere Asylchancen vollzogen wird.

Integration in christliche Gemeinde

Als wesentliche Teile des Taufunterrichts bezeichneten die beiden kirchlichen Experten die Einführung in die Glaubensinhalte und die Vermittlung des entsprechenden Wissens, die Hinführung zur persönlichen Umkehr und Neuorientierung der Lebensgestaltung, die Einübung in das Gebet und die Grundvollzüge von Kirche sowie die Integration in eine konkrete christliche Gemeinde. Von entscheidender Bedeutung sei die entsprechende fachliche und spirituelle Begleitung der Katechumenen und Konvertiten.

Taufbecken, Bücken, Dom - Landkreis Nienburg

Public Domain/anriro96

Vor der Taufe ist eine einjährige Vorbereitung notwendig

Sowohl vonseiten der Österreichischen Bischofskonferenz als auch der evangelischen Generalsynode gibt es genaue Richtlinien, wie im Zusammenhang mit dem Taufunterricht von Asylbewerbern aus islamisch dominierten Ländern vorzugehen ist. Der Großteil der Taufwerber mit muslimischem Hintergrund kommt aus dem Iran und Afghanistan, gefolgt von Syrern und Irakern. Die nächste größere Gruppe sind Afrikaner. Aber auch aus Europa sind viele Nationen - darunter auch Österreicher - vertreten.

Keine staatliche „Glaubensprüfung“

Oberkirchenrat Schiefermair betonte weiters, dass es sich bei den behördlichen Befragungen von Asylbewerbern über ihre Konversion um eine „staatskirchenrechtlich überaus sensible Frage“ handle.

Die Behörde habe das Recht, vorgebrachte Asylgründe auf ihre Stichhaltigkeit zu untersuchen, aber es könne keine „Glaubensprüfung“ durch Richter oder Beamte geben.

Sprachliche Missverständnise

Schiefermair und Dostal machten übereinstimmend auf zwei Problemzonen aufmerksam. Einerseits geht es um den Einsatz von Dolmetschern, die mit den christlichen Glaubensinhalten nicht vertraut sind. So habe etwa ein Dolmetscher für Farsi (Persisch) die Frage nach den „Sakramenten“ mit „Feste“ übersetzt, was sich naturgemäß in der Antwort des Befragten niederschlug, der etwa Ostern, Weihnachten und Christi Himmelfahrt aufzählte.

Seit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen kämen außerdem zunehmend nicht geprüfte Dolmetscher, sondern „Sprachkundige“ aller Art zum Einsatz. Dostal kündigte in diesem Zusammenhang an, dass ein Vokabularium erarbeitet wird, das die kirchlichen Fachausdrücke auf Farsi übersetzt. Andererseits zeigten sich aber auch Richter und Beamte immer wieder überfordert im Hinblick auf das Wissen über die konfessionellen Unterschiede innerhalb des Christentums.

Bedingungslose Hilfe

Zu der Frage, warum sich Flüchtlinge aus islamischen Ländern in Österreich dem Christentum zuwenden, äußerte Dostal schon vor einigen Wochen ihre Einschätzung, dass sich die Menschen durch die geleistete Flüchtlingshilfe christlicher Organisationen und Einrichtungen für das Christentum begeisterten.

„Flüchtlinge sehen in Lagern in Jordanien oder im Libanon immer wieder, dass islamische Hilfsorganisationen vor Ort Christen von Hilfsaktionen bewusst ausschließen. Kommen sie dann nach Österreich, sind sie oft sehr überrascht, dass man sich flächendeckend um sie kümmert, ohne Rücksicht auf Religion oder Herkunft.“ Das lasse die Frage nach den Motiven für diese bedingungslosen Hilfe aufkommen.

religion.ORF.at/KAP

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