Parolin: Polens Kirche ist Bastion des Glaubens

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat die katholische Kirche in Polen als „Bastion des Glaubens und der christlichen Nächstenliebe“ bezeichnet.

Auf der Vollversammlung der Polnischen Bischofskonferenz sagte Parolin am Freitag in Posen (Poznan), die Treue Polens zu Gott, dem Evangelium und dem Vatikan habe bei anderen Ländern Respekt und Anerkennung hervorgerufen. Die Kirche in Polen bezeichnete er als das „Licht in der Dunkelheit, die Europa mehrfach erfasst hat“.

Widerstand gegen „atheistischen Kommunismus“

Parolin, der ranghöchste Mitarbeiter von Papst Franziskus, verwies auf Kardinalprimas Stefan Wyszynski (1901-1981) und Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Wyszynski habe die Kirche in Polen „mit sicherer Hand durch die stürmische Zeit des atheistischen Kommunismus“ geführt. Johannes Paul II. habe den kostbaren Schatz des Glaubens belebt. Parolin rief die Bischöfe auf, das Evangelium „ohne Abneigung und Angst“ zu verkünden.

Der designierte vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin

Reuters/Jorge Silva

Pietro Parolin lobt die katholische Kirche in Polen

Die Bischofskonferenz tagt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 1.050. Jahrestag der Christianisierung des Landes in Posen. Im Rahmen der Feiern unter dem Leitwort „Wo Taufe ist, da ist Hoffnung“ kommt am Freitag auch die Nationalversammlung aus beiden Parlamentskammern in Posen zusammen. Es ist das erste Mal, dass sie außerhalb Warschaus tagt. Parolin wird am Samstag einer Messe zum Jahrestag der „Taufe Polens“ im Fußballstadion von Posen vorstehen und eine Predigt halten. Zu dem Gottesdienst und dem anschließenden Musical „Jesus Christ Superstar“ werden 35.000 Besucher erwartet.

Historische Taufe

Die Taufe von Fürst Mieszko I. am 14. April 966 steht nicht nur für den Beginn der Christianisierung Polens, sondern auch für die Anfänge des Staates. Sie ist der erste verbürgte staatsrechtliche Akt der polnischen Geschichte. Viele Historiker gehen davon aus, dass die Taufe auf der Insel Ostrow Lednicki stattfand, wo noch heute Überreste einer Residenz Mieszkos I. und eines Sakralbaus aus jener Zeit zu besichtigen sind.

Dort versammelten sich am Donnerstag Bischöfe und Geistliche der katholischen und fünf weiterer Kirchen zu einem ökumenischen Gottesdienst und leiteten damit die dreitägigen Feierlichkeiten zum 1.050. Jahrestag der Christianisierung ein.

Innenpolitische Konflikte

Im Blick auf die innenpolitische Krise in Polen zeigte sich Primas Polak offen für eine Vermittlung der Kirche. Zwar habe die Kirche keine formale Grundlage für eine Vermittlung im Verfassungsstreit der politischen Parteien des Landes, sagte Polak in einem Interview der katholischen Wochenzeitschrift „Gosc Niedzielny“ (Donnerstag). Er fügte allerdings hinzu: „Ich denke, wir werden nicht ablehnen, wenn die Kirche von beiden Seiten um die Teilnahme an einem Dialog gebeten wird, als Garant für den Ernst einer solchen Begegnung.“

In Polen streiten die nationalkonservative Regierung und die Opposition seit dem Herbst heftig über eine vom Parlament bereits beschlossene Reform des Verfassungsgerichts. Die Opposition und das Europaparlament werfen der Regierung vor, damit das oberste Gericht des Landes als Kontrollorgan der Politik lahmgelegt zu haben.

In einer am Mittwoch von den EU-Abgeordneten in Straßburg mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung heißt es, „in Polen Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit gefährdet“. Ministerpräsidentin Beata Szydlo wies dies zurück. Die Resolution sei gegen den polnischen Staat gerichtet, erklärte sie.

religion.ORF.at/KAP