Maria Magdalenas Heimatort wird Pilgerstätte

Maria Magdalena spielt eine zentrale Rolle in den biblischen Evangelien. Nun erlangt auch ihr Heimatort Magdala eine wichtige Bedeutung: Nachdem bei Ausgrabungen 2.000 Jahre alte Fundstücke entdeckt wurden, entwickelt sich Magdala zunehmend zum Pilgerort.

Mehr als 1.300 Freiwillige haben sich in den vergangenen Jahren an das Westufer des Sees Genezareth, nach Migdal (aramäisch Magdala), aufgemacht, um sich dort als Grabungshelfer zu betätigen. Die Israelische Altertumsbehörde führt dort seit einigen Jahren Ausgrabungen durch: Das biblische Magdala soll freigelegt werden. Mittlerweile wurden wichtige Fundstücke entdeckt und am See Genezareth ist eine neue Pilgerstätte entstanden. Im Juni werden Ausgrabungen im östlichen Teil des Areals gestartet.

Kürzlich entdeckten die Archäologen eine verzierte Weihrauchschaufel und einen Krug - beide aus Bronze. Die gefundenen Gegenstände werden mit dem jüdischen Tempelalltag in Verbindung gebracht. So wird davon ausgegangen, dass Weihrauchschaufeln - das hebräische Wort für Schaufel ist mahta - für das Aufsammeln und den Transport von Glut, die aus rituellen Verbrennungen stammt, verwendet wurden. Im 2. Buch Mose wird das Wort mahta erwähnt (Exodus 27, 1-3).

Ausgrabungen in Magdala

Magdala

Die Synagoge ist gut erhalten

Rituelles Tauchbad entdeckt

Die freigelegten Fundstücke sollen etwa aus der Zeit des Zweiten Jerusalemer Tempels stammen, also rund 2.000 Jahre alt sein. Die Funde, so die Einschätzung der Forscher, sind durchaus selten und besonders. So sei etwa die Weihrauchschaufel eine von zehn, die im gesamten Land aus dieser Zeit gefunden wurden, erklärt die leitende Archäologin Dina Avshalom-Gorni auf der Website der Israelischen Altertumsbehörde.

Das Areal, das es zu erforschen gilt, ist rund 5.000 Quadratmeter weit, rund 20 Prozent des Geländes wurden bisher bearbeitet. Mittlerweile konnten die Forscher eine jüdische Siedlung freilegen. Dort entdeckten die Archäologen Überreste einer Mikwe, eines Tauchbads, das fromme Juden auch heute noch für die rituelle Waschung nutzen. Auch Straßen, ein Hafen, ein Marktplatz und Gebäude konnten freigelegt werden.

Wo Jesus gepredigt haben könnte

Seltenheitswert hat die 2009 entdeckte, antike, mit Fresken und Mosaiken geschmückte Synagoge, die Forscher auf den Zeitraum 50 v. Chr. bis 100 n. Chr. datieren - die Zeit, in der Jesus mit seinen Jüngern in Galiläa umherzog und wirkte. Wahrscheinlich ist, dass Jesus, bevor er nach Jerusalem ging, in dem immer noch gut erhaltenen Versammlungsraum in Magdala predigte.

Stein von Magdala

Magdala

Stein von Magdala

Die Synagoge bestand aus drei Räumen, in einem davon, dem ehemaligen Lesesaal, fanden die Forscher einen Steinblock, der nun als Stein von Magdala bekannt ist. Auf dem rechteckigen Stein mit vier Füßen befindet sich neben Reliefverzierungen zudem die Abbildung eines siebenarmigen Leuchters, einer sogenannten Menora. Die Archäologen gehen davon aus, dass der Stein, der wohl als Tisch für Schriftrollen genutzt wurde, den Zweiten Tempel darstellt. Die Darstellung der Menora soll gar die älteste sein, die bisher gefunden wurde.

Besucherzentrum und Pilgerstätte

Mit den archäologischen Funden stieg auch das Interesse von Pilgern an Magdala: Etwa 100.000 Besucher und Pilger haben den Ausgrabungsort und die sich noch im Aufbau befindende Pilgerstätte besucht, seit sie 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Dass sich in Magdala die jüdische und die christliche Geschichte kreuzen, wird in dem von den Legionären Christi betriebenen Magdala-Zentrum deutlich betont - Magdala soll ein Ort der Ökumene sein.

Kapelle Maria Magdalena

Magdala

Maria-Magdalena-Kapelle

Maria aus Magdala

Auf der Website des Zentrums wird Magdala beworben, über die Ausgrabungen und weiteren Pläne informiert und um Spenden für die Umsetzung gebeten. So ist etwa ein Gästehaus, das 300 Menschen Platz bieten soll, geplant sowie ein Magdalena-Institut, in dem Frauen und Familien pastoral begleitet werden sollen. Maria Magdalena - sie ist an dieser Ausgrabungstätte besonders präsent: In einem Atrium wird speziell der Frauen gedacht, die Jesus folgten, und auch eine Kapelle erinnert an die Apostelin.

Maria aus Magdala ist eine der wichtigsten Frauengestalten in der Bibel. Neben der Mutter Jesu ist sie die einzige Frau, die in allen vier biblischen Evangelien vorkommt. Dass die erste Zeugin der Auferstehung Jesu eine besondere Frau war, zeigt schon ihr Name. Anders als in patriarchalen Gesellschaften üblich, wurde die Jüngerin nicht nach einem Mann, sondern nach ihrem Herkunftsort benannt: Sie war bekannt als die Maria, die aus Magdala stammt. Und sie bleibt wohl auch in Zukunft die bekannteste Einwohnerin des neuen Pilgerortes.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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