Älteste orthodoxe Kirche Österreichs neu geweiht

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat am Sonntag in Wien die älteste orthodoxe Kirche Österreichs nach einer Generalrenovierung neu geweiht.

In der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt feierte der 76-jährige Kirchenführer zunächst die „Göttliche Liturgie“ zum orthodoxen Palmsonntag. Im Anschluss fand die Feier zur Wiedereröffnung der in unmittelbarer Nachbarschaft der Kathedrale gelegenen Georgskirche in der Griechengasse statt.

Einweihung der Georgskirche in der Griechengasse in der Wiener Innenstadt durch Patriarch Bartholomaios I. (Mitte)

Metropolis von Austria

Einweihung der Georgskirche durch Patriarch Bartholomaios I. (Mitte), rechts im Bild der griechisch-orthodoxen Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis)

Kirche grundlegend renoviert

Das orthodoxe Gotteshaus, das auf die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückgeht und laut Kathpresse als ein „Juwel der europäischen Kirchenarchitektur“ gilt, war in den vergangenen Monaten das ersten Mal seit mehr als 100 Jahren grundlegend renoviert worden. Bartholomaios hatte schon seit Beginn der Sanierungsarbeiten großes Interesse an dem Werk gezeigt und angekündigt, die Georgskirche in der „großen Fastenzeit“ vor dem orthodoxen Osterfest zu besuchen und sie neu einzuweihen. Die Gebäudefront der Kirche ist einem griechischen Tempel nachempfunden. Der Giebel zeigt den heiligen Georg als Drachentöter.

Wertvolle Fresken zutage gefördert

Bei der Restaurierung wurden wertvolle Fresken im Inneren der Kirche zutage gefördert und die ursprüngliche Schönheit der Kirche wieder ans Licht gebracht. Der Ökumenische Patriarch sprach bei der Neueinweihung von einem „Gotteshaus von strahlender Schönheit“. Mit der Wiedereinweihung der Georgskirche öffnen man aber auch „ein Tor zum Dialog und zum ökumenischen Leben im Herzen Wiens“, sagte Bartholomaios. Das Gotteshaus stehe „allen Menschen offen“, es sei ein „Ort der Begegnung“ des Ökumenischen Patriarchats und der orthodoxen Metropolis von Austria „mit unseren Schwesterkirchen“.

Bartholomaios I. wies daraufhin, dass auf der Ikonostase auch eine Ikone des Heiligen Rupertus von Salzburg zu finden sei, eines „gemeinsamen Heiligen der ungeteilten Kirche“. Die Georgskirche sei „ein leuchtendes Zeichen auf unserem gemeinsamen Weg“. Zum Abschluss der Weihe verteilten der Ökumenische Patriarch und der griechisch-orthodoxen Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis), an die Gläubigen geweihte Palmzweige und kleine Ikonen des Heiligen Georg.

Vertreter anderer Kirchen dabei

An den Feiern am Sonntag nahmen zahlreiche Vertreter der christlichen Schwesterkirchen, des Diplomatischen Corps in Österreich sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teil. Aus der katholischen Kirche waren unter anderen der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der Wiener Weihbischof Franz Scharl und der Präsident der Stiftung Pro Oriente, Hans Marte, anwesend.

Bartholomaios I. war Samstagmittag in Wien eingetroffen. Die Bundeshauptstadt war die einzige Station der knapp zweitägigen Kurzvisite des Ökumenischen Patriarchen in Österreich. Teil des Besuchsprogramms waren auch private Begegnungen mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn und dem scheidenden Bundespräsidenten Heinz Fischer. Noch am Sonntag reiste der Patriarch nach Istanbul zurück.

Griechisch-orthodoxe Gemeinde seit 17. Jht.

Bartholomaios I. ist das Ehrenoberhaupt der rund 300 bis 400 Millionen orthodoxen Christen weltweit. Die Entstehung der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Österreich reicht bis ins späte 17. Jahrhundert zurück, als sich zahlreiche griechische Händler und Familien in den österreichischen Gebieten niederließen. 1709 wurde in Wien eine erste Kapelle eingerichtet, die dem Heiligen Märtyrer Georg geweiht wurde und der ersten griechischen Gemeinde bis heute ihren Namen verlieh.

Nach mehreren Umsiedlungen der Kapelle im Laufe des 18. Jahrhunderts erfolgte 1802 die Grundsteinlegung für die Kirche des Heiligen Georg am Hafnersteig in der Inneren Stadt. Auch orthodoxe Christen russischer, serbischer, bulgarischer und anderer Herkunft fanden in dem Gotteshaus eine geistige Heimat. Etwa gleichzeitig entstand die größere orthodoxe Dreifaltigkeitskirche am nahe gelegenen Fleischmarkt, die um 1860 von Theophil Hansen umgebaut wurde und seit 1963 Kathedralkirche der damals errichteten Metropolis (Diözese) ist.

Auszeichnungen verliehen

Zum Abschluss der Göttlichen Liturgie am Sonntag überreichte Bartholomaios I. an Alexander Pappas das Dekret über die Ernennung zum „Archon“ des Ökumenischen Patriarchats; dessen Schwester, Generalkonsulin Catherine Pappas, wurde von Metropolit Arsenios mit dem Goldenen Verdienstkreuz der Metropolis von Austria ausgezeichnet. Der Ökumenische Patriarch hob in einer kurzen Ansprache die Verdienste der beiden Geschwister und der ganzen Salzburger Familie Pappas um die orthodoxe Kirche hervor.

Seit vielen Jahren, seit er den damaligen Patriarchen Dimitrios I. nach Salzburg begleitet habe, sei er mit der Familie in Freundschaft verbunden, so Bartholomaios I. „Ich schätze den Glauben und die Opferbereitschaft der Mitglieder dieser Familie, die ihr Engagement für die Kirche nie an die große Glocke gehängt haben“, sagte der Patriarch. Alexander Pappas unterstrich in seiner Dankansprache den Einsatz des Ökumenischen Patriarchen für „das Wohl der orthodoxen Kirche, für den ökumenischen Dialog und für die Versöhnung der Weltreligionen“.

religion.ORF.at/KAP

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