Pakistan: Christinnen zu Annahme des Islam gezwungen

Weit über tausend junge Christinnen und Angehörige anderer religiösen Minderheiten werden in Pakistan jährlich entführt, bedroht und mit Gewalt zur Annahme des Islam gezwungen. Die Polizei sieht nur zu, so die Kritik des Menschenrechtsaktivisten Mobeen Shahid.

Der pakistanische Aktivist und Islamistik-Professor an der römischen Lateran-Universität sagte am Mittwoch im Interview mit „Radio Vatikan“, dass „auf eine Art, die keiner vorhergesehen hat“ in seiner Heimat Fälle von Konversionen von Frauen unter Gewalt zunehmen. Davor warnte der Gründer eines italienischen Solidaritätsvereins für bedrängte Christen in Pakistan.

Polizei „sieht nur zu“

Erst am Montag hatte die vatikanische Nachrichtenagentur „Fides“ vom Fall der 23-jährigen Laveeza Bibi aus der Punjab-Provinz Kasur berichtet, die am 14. April von zwei bewaffneten Muslimen überfallen worden war. Nachdem ihre Eltern bedroht worden seien und einer der Täter Bibi gezwungen habe, ihn zu heiraten und Muslima zu werden, wurde die Frau mitgenommen. Als der Vater bei der örtlichen Polizei Anzeige erstatten wollte, nahm diese die Daten erst nach Eingreifen eines Anwalts und eines christlichen Pastors auf.

„Allein im Vorjahr wurden 1.200 derartige Fälle in Pakistan registriert, und sie stellen dabei nur die Spitze des Eisbergs dar“, schilderte Shahid gegenüber „Radio Vatikan“. Oft erhalte die Polizei Geld von den Kriminellen und schreite deshalb kaum ein. „Außerdem sehen viele auch aus religiösen Gründen weg: Wenn es da um eine Christin oder eine Hindu geht, sieht die Polizei nur zu und bleibt gleichgültig“, so der Menschenrechtsaktivist.

Religiöse Minderheiten besonders „verletzlich“

Angehörige von religiösen Minderheiten wie Christen oder Hindus seien laut Shahid der verletzlichste Teil der pakistanischen Gesellschaft. Erst recht gelte dies für die jungen Frauen in diesen Gruppen, deren Lage „düster“ sei. 200 junge Christinnen mit ähnlichem Schicksal wie jenes von Bibi werden von der Organisation des gebürtigen Pakistani betreut - durch Hilfestellungen in der Ausbildung und in der gesellschaftlichen Wiedereingliederung.

Alle Hilfestellungen vor Ort seien in Pakistan jedoch nur ein „Tropfen im Ozean“ der Ignoranz und Armut: „Das Recht der Scharia sieht in der Verfassung selbst starke Diskriminierungen vor, nur weil es um Frauen geht“, so Shahib. Die Christen hätten keine Handhabe als sich auf das Gesetz zu berufen oder den Pfarrer oder Pastor vor Ort um Hilfe zu bitten, der „religiös-soziale Respektsperson“ sei. Hoffnung böten sonst nur Nichtregierungsorganisationen, denen es in seltenen Fällen gelinge, international auf die Lage der Christen in Pakistan hinzuweisen.

religion.ORF.at/KAP

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