„Mutternacht“: Fokus auf flüchtende Frauen

Die Plattform „Mutternacht“ legt in diesem Jahr den Fokus auf flüchtende Frauen und Mädchen, um auf die Situation von schwangeren Flüchtlingen, aber auch auf deren sexuelle Selbstbestimmung aufmerksam zu machen.

Anlässlich des Muttertags findet seit 2011 auch die „Mutternacht“ statt. Organisiert wird diese durch eine gleichnamige Plattform, bestehend aus Parlamentsparteien und NGOs, unter anderen der Katholischen Frauenbewegung Österreich, der Evangelischen Frauenarbeit, CARE und dem Samariterbund. Mit der „Mutternacht“ will die Plattform vor allem Bewusstsein für die Situation von schwangeren Frauen in Entwicklungsländern schaffen.

Unterstützung für Schwangere auf der Flucht

„Frauen und Mütter auf der Flucht“ stehen dieses Jahr im Zentrum. „Weibliche Flüchtlinge, die bei uns ankommen, sind doppelt so häufig schwanger wie Österreicherinnen in derselben Altersgruppe und dies leider oft aufgrund von sexueller Gewalt und unerwünschten Schwangerschaften“, so SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr laut einer Presseaussendung der Plattform.

Eine Frau mit zwei Kindern in einer Notunterkunft im Nordlibanon

ORF.at/Peter Prantner

Eine geflüchtete Frau mit ihren Kindern in einer Notunterkunft im Nordlibanon

„Größeres Engagement Österreichs wichtig“

Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Veronika Pernsteiner: „Hier zeigt sich, wie wichtig ein größeres finanzielles Engagement Österreichs auch auf multilateraler Ebene wäre, wie etwa bei UN Women, der UNO-Organisation, die sich für Frauen vor allem in Krisenregionen engagiert. Leider sind Österreichs Beiträge seit Jahren auf niedrigem Niveau, was die internationale Entwicklungsarbeit für Frauen schwächt.“

„Österreich ist durch seine Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen dazu verpflichtet, zur Senkung der weltweiten Müttersterblichkeit beizutragen“, so Gerti Rohrmoser von der Evangelischen Frauenarbeit. „Es sterben jährlich 289.000 Frauen und Mädchen weltweit an Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt. Die meisten Todesfälle wären vermeidbar durch verbesserte Gesundheitsversorgung, Bildung von Mädchen und den Zugang zu Verhütungsmitteln.“

Österreich solle „seinen Verpflichtungen nachkommen und Organisationen und Projekte unterstützen, die zur Senkung der Müttersterblichkeit beitragen. Wir sollten unseren Blick auch nach außen richten und Frauen und Mädchen weltweit dabei unterstützen ein Leben in Gesundheit und Würde zu führen“, so Rohrmoser.

„Frauen schultern Großteil der Last von Krieg“

CARE-Mitarbeiterin Beatrix Bücher hat für die Hilfsorganisation die Studie „Women, Work and War“ geleitet, die sich mit syrischen Frauen im sechsten Jahr des Kriegs beschäftigt. „Syrische Frauen und Mütter schultern den Großteil der Last von Krieg und Vertreibung“, so Bücher. „Die Frauen sind häufig allein für Kinder und Einkommen verantwortlich.“ Sie bräuchten unter anderem materielle Hilfe und Berufstraining, um sicherer leben zu können.

Frauen in einer Notunterkunft im Nordlibanon stehen im Wasser an

ORF.at/Peter Prantner

CARE: „Frauen und Mütter schultern den Großteil der Last von Krieg und Vertreibung“

Mehr Frauen als Männer fliehen

Seit Dezember 2015 würden mehr Frauen und Kinder als Männer nach Europa flüchten, so die Plattform „Mutternacht“. „Für Frauen, die flüchten, bestehen besondere Gefahren während der Flucht und in der Ankunftsphase. Sie brauchen geschlechtsspezifische Sozialarbeit und Unterstützung dabei, ihre neue gesellschaftliche Identität in Österreich zu finden“, so Anita Monika Jahrmann-Foidl vom Samariterbund, der in Österreich rund 40 Flüchtlingseinrichtungen betreibt. Sie leitet das „Haus Sidra“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wien.

„Mutternacht“

Die Initiative „Mutternacht“ setzt sich für eine Senkung der Müttersterblichkeit in Entwicklungsländern ein. Rund um den Muttertag soll das Thema Müttersterblichkeit ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit in Österreich rücken.

CARE-Helferin Sawsan Mohammed berichtete laut Aussendung aus Jordanien: „Das Gesundheitssystem in Jordanien ist durch die langjährige Krise überlastet, das betrifft besonders die rund 300.000 weiblichen Flüchtlinge, darunter viele Schwangere und stillende Mütter. Sie brauchen entsprechende medizinische Versorgung und Betreuung im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit.“

„225 Millionen Frauen würden gerne verhüten, können dies aber aufgrund mangelnden Zugangs zu Verhütungsmitteln nicht tun. Ebenfalls haben nur ein Drittel aller Mütter weltweit medizinisch begleitete Geburten. Mit der ‚Mutternacht‘ wollen wir unter anderem darauf aufmerksam machen und auch in der Entwicklungspolitik ein größeres Bewusstsein für die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen erzeugen“, erklärte Bayr.

religion.ORF.at

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