„Romaria“-Wallfahrt: Solidarität mit Flüchtlingen

Ein Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen haben am Wochenende 200 Teilnehmer der „Romaria“-Wallfahrt an der südlichen Wiener Stadtgrenze gesetzt.

Ängste vor Fremden gelte es zu überwinden durch Respekt und Hilfe für Notleidende, so die zentrale Botschaft des bereits siebten Gebetsmarsches, der von der Pfarre Schwechat, dem Don-Bosco-Flüchtlingswerk und den Steyler Missionaren veranstaltet wurde. Erstmals wurde dabei der Zielort des Klosters St. Gabriel in Maria-Enzersdorf über zwei Routen angepeilt - ausgehend von Schwechat sowie von Traiskirchen, wo sich eine der Flüchtlings-Erstaufnahmestellen des Bundes befindet.

Überschattet von Verschärfung der Asylgesetze

Überschattet war der 24-Kilometer-Fußweg von der Verschärfung der Asylgesetze in Österreich, auf die sich der Nationalrat erst drei Tage zuvor geeinigt hatte. Das allgemeine Recht, einen Asylantrag zu stellen, werde durch die beschlossenen Zäune an den Grenzen erheblich erschwert, verdeutlichte Herbert Langthaler von der Asylkoordination bei einer der zahlreichen Themenstationen des Weges. Aus der Sicht der minderjährigen Flüchtlinge beleuchteten Vertreter der Liga für Kinderrechte das umstrittene neue Gesetz.

Das Gedenken an die Todesopfer entlang der Flüchtlingsrouten galt in diesem Jahr besonders jenen 71 Migranten, die Ende August 2015 in einem Kühltransporter im burgenländischen Parndorf erstickt waren. Erinnerungsort war der islamische Friedhof in Wien-Liesing, wo 13 Opfer der Tragödie begraben sind. Ramazan Demir, Imam der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs, sprach ein Gebet für sie sowie für die Opfer aller Flüchtlingskatastrophen.

Junge Flüchtlinge im Fokus

Stärker als bisher war bei der diesjährigen Romaria auch die Katholische Jugend (KJÖ) beteiligt, mit einer Station zum Thema Arbeitsmarkt-Zugang für Flüchtlinge. „Für uns ist die Romaria wichtig, weil sie geflüchtete junge Menschen in den Vordergrund stellt und sich besonders für diejenigen einsetzt, die unsere Zuwendung und Unterstützung benötigen“, erklärte David Neuber vom KJ-Organisationsteam, zugleich Vorsitzender der Bundesjugendvertretung, bereits vorab per Facebook. Da Gott bei den Letzten in der Gesellschaft zu finden sei, seien statt Wegschauen das Hinsehen und Einsatz vonnöten.

Dass Aufmerksamkeit und persönlicher Einsatz das Leben von Flüchtlingen durchaus positiv beeinflussen kann, zeigten im Wohnheim des Don-Bosco-Flüchtlingswerkes zwei Jugendliche aus Somalia und Afghanistan an ihrer eigenen Biografie auf: Die freundliche Zuwendung durch Betreuer, Paten, Ehrenamtliche und Freunde sei durchaus eine große Hilfe angesichts der vielen Hürden auf dem Weg. „Wir schauen darauf, dass unsere Jugendlichen möglichst rasch Schule und Ausbildung besuchen und nicht noch zusätzlich Zeit verlieren nach Krieg, Flucht und Spracherwerb“, verdeutlichte Flüchtlingswerks-Geschäftsführerin Eva Kern. Zusätzliche Unterstützung zur Integration bieten Paten und Lernbetreuung.

Tippow: „Hoffnung stärker als Angst“

Eine ähnliche Botschaft richtete der Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien, Rainald Tippow, an die Teilnehmer des Solidaritäts-Marsches: Das Engagement tausender Freiwilliger in Österreich habe vergangenen Herbst durchaus deutlich gemacht, „dass die Hoffnung stärker ist als die Angst“, so Tippow. Ein Gebet gegen Hoffnungslosigkeit, Zukunftsängste, Spaltungen sowie Fundamentalismus, Vorurteile und Hass formulierte Daniel Vichytyl, einer der „Romaria“-Organisatoren, bei einem Bußakt der Wallfahrt. Die Welt brauche Gottes Erbarmen - auch angesichts der derzeit 14 Kriegsländer, der 32.658 Todesopfer von Terrorismus im Jahr 2014 und der 60 Millionen Flüchtlinge.

Zu einem Perspektivenwechsel lud Gabriele Lang-Czedik, die evangelische Pfarrerin von Liesing, ein: Auch Österreichs Geschichte sei übersät von Vertreibungen wie etwa der evangelischen Bevölkerung vor 200 Jahren, legte die Seelsorgerin bei ihrer Predigt zum abschließenden „politischen Abendgebet“ dar. Wer heute zudem andere mit dem Begriff „Wirtschaftsflüchtlinge“ ausgrenze, habe dabei das Schicksal vieler Österreicher vergessen, die etwa nach den Weltkriegen zur Auswanderung gezwungen gewesen seien, um zu überleben. „Zahlreiche Burgendländer mussten sich anderswo ihre Existenz aufbauen. Warum verwehrt man das Menschen heute?“, hinterfragte Lang-Czedik.

religion.ORF.at/KAP

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