Papst-Aufruf gegen geistlichen Analphabetismus

Papst Franziskus hat zu Pfingsten zur Überwindung eines „geistlichen Analphabetismus“ aufgerufen. Viele Menschen befänden sich in der Situation eines Waisen, weil sie sich nicht mehr als Kinder Gottes begriffen, sagte er am Pfingstsonntag auf dem Petersplatz.

Die Situation zeige sich in einem verbreiteten geistlichen Analphabetismus, der unfähig mache zu beten, das Ewige Leben als etwas zu begreifen, das schon in der Gegenwart aufkeime und den anderen als Bruder zu sehen.

Papst Pfingsten 2016

REUTERS/Tony Gentile

Papst Franziskus predigte am Pfingstsonntag gegen den „geistlichen Analphabetismus“

Problem der „inneren Einsamkeit“

Weitere Kennzeichen seien eine innere Einsamkeit, die zu existenzieller Traurigkeit werden könne, sowie das Gefühl einer „vermeintlichen Unabhängigkeit von Gott“, das oft mit einer „gewissen Sehnsucht nach seiner Nähe“ einhergehe, so Franziskus. Aus diesem Waisen-Dasein könnten nur der Heilige Geist und Jesus Christus den Menschen befreien.

Der Heilige Geist sei kein Geist, der zum Sklaven mache, sondern zu Kindern Gottes, sagte der Papst weiter. Er stelle damit die zerstörte „innerste DNA“ des Menschen wieder her und führe zu einer Wiedergeburt.

Die Ausgießung des Heiligen Geistes „von der unermesslichen Gabe der Liebe, die der Tod Jesu am Kreuz darstellt“, sei für die ganze Menschheit „wie ein unendlicher Gnadenstrom“. Wer in dieses Geheimnis der Wiedergeburt gläubig eintauche, „wird zur Fülle des Lebens als Kind Gottes wiedergeboren“.

„Christsein ist keine Kultur oder Lehre“

Christsein bedeutet nach den Worten von Papst Franziskus nicht zuerst, einer bestimmten Kultur anzugehören oder einer bestimmten Lehre zu folgen. Es gehe vielmehr darum, „das eigene Leben in jeder Hinsicht mit der Person Jesu zu verbinden“, sagte er beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz am Pfingstsonntag.

Möglich mache dies der Heilige Geist, der die Liebe Gottes und seines Sohnes Jesus in seinem Wirken vereine. Er lehre die Menschen, das einzig Unverzichtbare: zu lieben wie Gott liebe. Das Wirken des Heiligen Geistes steht im Mittelpunkt des Pfingstfestes, das die katholische Kirche am Sonntag beging.

Haustiere nicht über Mitmenschen stellen

Das Wohlergehen von Haustieren darf Christen nach den Worten von Papst Franziskus nicht mehr am Herzen liegen als das ihrer Mitmenschen. „Wir sehen oft Leute, die sehr an Katzen, an Hunden hängen, und dann ihrem Nachbarn, ihrer Nachbarin, die es nötig haben, nicht helfen“, sagte er am Wochenende in Rom.

Es könne jedoch nicht sein, dass man Mitleid mit Tieren empfinde und gegenüber den Leiden der eigenen „Brüder“ gleichgültig bleibe. Erbarmen zu haben müsse mehr als nur ein „oberflächliches Gefühl“ sein, wie es sich im Mitleid mit Tieren widerspiegele, so der Papst am Samstag bei einer Sonderaudienz zum Heiligen Jahr auf dem Petersplatz.

Bereits im November 2014 hatte Franziskus mit einer Äußerung Aufsehen über Tiere erregt. Damals sagte er, dass sich alle nach ihrem Tod im Himmel wiedersähen und dies auch alles betreffe, was den Menschen umgebe. Das wurde bisweilen so gedeutet, als habe der Papst damit auch eine Aufnahme von verstorbenen Tieren in den Himmel gemeint.

religion.ORF.at/KAP

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