Papst zu Fronleichnam: Hungernden zu essen geben

Mit Tausenden Gläubigen hat Papst Franziskus am Donnerstagabend einen Festgottesdienst zu Fronleichnam gefeiert. In seiner Predigt vor der römischen Lateranbasilika rief er die Katholiken auf, „den vielen Menschen von heute zu essen zu geben“.

Man solle das eigene Leben als Zeichen der Liebe Christi für die Welt teilen. Traditionell findet nach der Fronleichnamsmesse eine Prozession durch Roms Straßen zur Basilika Santa Maria Maggiore statt. Dabei wird eine Monstranz mit der geweihten Hostie mitgeführt. Der Glaube an die Gegenwart Christi in dem gewandelten Brot ist der Gegenstand des Festes.

Speisungswunder als „Zeichen“

Franziskus bezog sich in seiner Predigt auf das biblische Wunder der Brotvermehrung. Jesus habe von den Jüngern verlangt, dass sie „das wenige, was sie hatten, zur Verfügung stellten“. Das Speisungswunder ziele nicht darauf ab, den Hunger eines Tages zu stillen. Es gehe vielmehr um ein Zeichen, „was Christus für die Rettung der ganzen Menschheit vollbringen will, indem er sein Fleisch und sein Blut hingibt“, so der Papst.

Papst Franziskus feiert die Fronleichnamsmesse in der Basilika Santa Maria Maggiore

APA/AFP/Alberto Pizzoli

Papst Franziskus feierte die Fronleichnamsmesse in der Basilika Santa Maria Maggiore

Ähnlich seien Christen nach dem Vorbild Jesu aufgerufen, ihr Leben zu teilen. „Wie viele Mütter, wie viele Väter haben zusammen mit dem täglichen Brot, das auf dem Tisch des Hauses geschnitten wurde, ihr Herz gebrochen und aufgeteilt, um die Kinder wachsen und sich gut entwickeln zu lassen“, sagte Franziskus.

„Wie viele Christen haben als verantwortungsbewusste Bürger ihr Leben gebrochen und geteilt, um die Würde aller zu verteidigen, besonders die der Ärmsten, der an den Rand Gedrängen und der Diskriminierten.“ Die Kraft dafür fänden Gläubige in der Eucharistie, in der sich die „Macht der Liebe“ Christi mitteile, so der Papst.

Fronleichnamsfest seit 13. Jahrhundert

Das Fronleichnamsfest, das die katholische Kirche zehn Tage nach Pfingsten und 60 Tage nach Ostern feiert, soll an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie erinnern. Der entscheidende Anstoß war eine Vision der später heiliggesprochenen Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahre 1209. Sie habe, so wird berichtet, beim Beten den Mond mit einer dunklen Stelle gesehen. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond für das Kirchenjahr stehe, der dunkle Fleck für das Fehlen eines Festes des Eucharistie-Sakraments.

Fronleichnamsprozession 2007 in Rom

Reuters/Chris Helgren

Fronleichnamsprozession 2007 in Rom

Aus der päpstlichen Einführungsbulle „Transiturus hoc mundo“ (1264) geht aber auch hervor, dass Papst Urban IV. mit der Einführung des Festes wohl auch die Durchsetzung der Transsubstantiationslehre - also des Glaubens, dass Hostien und Wein während der Wandlung bei einer Messe wahrhaftig Leib und Blut Christi werden - in einem eigenen Feiertag festzuhalten.

Der „lebendige Leib des Herrn“

Vielerorts wird an Fronleichnam der „Leib Christi“ feierlich durch die Straßen getragen, die erste Prozession fand 1279 in Köln statt. Die Katholiken wollen so zeigen, dass Jesus mit seinem pilgernden Gottesvolk unterwegs ist. Das Wort Fronleichnam setzt sich zusammen aus dem mittelhochdeutschen Wort Fron und Leichnam. Fron bedeutet Herr, Frondienst ist Herrendienst. Leichnam meinte nicht wie heute den toten Leib, sondern den lebendigen Menschen; Fronleichnam heißt also „Lebendiger Leib des Herrn“.

religion.ORF.at/KAP

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