Iran: Pilgerfahrt nach Mekka „nicht machbar“

Iranische Gläubige werden in diesem Jahr nicht an der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Mekka teilnehmen. Wegen „Hindernissen“ von Seiten Saudi-Arabiens könnten sich iranische Pilger „leider“ nicht an dem Hadsch beteiligen, so der Kulturminister Ali Jannati.

„Wir haben diesbezüglich bis heute vergeblich auf eine Antwort der Saudis gewartet, daher ist der Hadsch dieses Jahr nicht machbar“, sagte Jannati, wie die Agentur Fars berichtete. Die Streitigkeiten über Einreisebedingungen hätten in zwei Verhandlungsrunden nicht ausgeräumt werden können.

Zeltstadt bei Mena während der Hadsch

Reuters/Mohammed Salem

Die Organisation des Hadsch erfordert Verhandlungsgeschick aller Beteiligten

Abreise der Delegierten ohne Einigung

Trotz der seit langem angespannten Beziehungen zwischen Riad und Teheran ist die Aussetzung des Hadsch für Iraner sehr ungewöhnlich. Nach Angaben Saudi-Arabiens reiste eine iranische Delegation am Freitag ab, ohne dass eine abschließende Einigung erzielt wurde.

Das Hadsch-Ministerium erklärte, es habe in den zweitägigen Gesprächen „viele Lösungen“ angeboten, um auf die iranischen Forderungen einzugehen. In einigen Punkten habe es eine Einigung gegeben, unter anderem über die Verwendung elektronischer Visa.

Da die Vertretungen Saudi-Arabiens im Iran seit einem Angriff auf die Botschaft in Teheran im Jänner geschlossen sind, hätten die Visa ausgedruckt werden können, erklärte das Königreich. Iranischen Angaben zufolge bestand die Regierung in Riad jedoch darauf, dass die Visa von einem Drittland ausgestellt werden. Zudem habe sie iranischen Flugzeugen mit Pilgern keine Landeerlaubnis in Saudi-Arabien geben wollen.

Beziehungen der beiden Länder in tiefer Krise

Die Beziehungen der beiden Ländern stecken in einer tiefen Krise, seitdem im Jänner wütende Demonstranten die saudi-arabische Botschaft in Teheran und ein Konsulat angegriffen hatten.

Vorausgegangen war die Hinrichtung von 47 Menschen in Saudi-Arabien, unter ihnen ein dem Iran nahestehender Geistlicher der schiitischen Minderheit, der Geistliche Nimr al-Nimr. Als Reaktion auf die Proteste brachen Riad und mehrere weitere sunnitische Staaten die Beziehungen zum Iran ab.

Turm der Großen Moschee in Mekka

Reuters/Mohamed Al Hwaity

Die Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien stecken in einer tiefen Krise

Differenzen auch im Syrienkonflikt

Die beiden islamischen Länder haben auch Differenzen im Syrien-Konflikt. Teheran unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, Riad die Rebellen.

Die Teilnahme an der Wallfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist Pflicht für jeden gläubigen Muslim. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben an der Pilgerreise teilnehmen.

Im vergangenen Jahr waren beim größten Unglück in der Geschichte der Pilgerfahrt nach Mekka 2.300 Menschen ums Leben kamen, unter ihnen mehr als 450 Iraner. Teheran warf daraufhin dem Königreich, das für die Organisation der Pilgerfahrt zuständig ist, Inkompetenz vor.

religion.ORF.at/APA/AFP/dpa

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