Dalai Lama über Flüchtlinge: „Es sind zu viele“

Der Dalai Lama hat sich in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“, Mittwoch-Ausgabe) zur Flüchtlingskrise in Europa geäußert.

Der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, sieht Grenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa. „Ein Mensch, dem es etwas besser geht, hat die Verantwortung, ihnen zu helfen. Andererseits sind es mittlerweile zu viele“, sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter in dem Interview mit der deutschen Zeitung. „Europa, zum Beispiel Deutschland, kann kein arabisches Land werden. Deutschland ist Deutschland.“ Mittlerweile seien so viele Flüchtlinge angekommen, „dass es in der Praxis schwierig ist“.

Der Dalai Lama

APA/AFP/Ben Stansall

Der Dalai Lama

„Auch moralisch gesehen finde ich, dass diese Flüchtlinge nur vorübergehend aufgenommen werden sollten“, so der 80-Jährige, der selbst seit vielen Jahren Flüchtling ist und im indischen Exil lebt. „Das Ziel sollte sein, dass sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen.“

Muslime nicht über einen Kamm scheren

Angesprochen auf zunehmend islamfeindliche Stimmung in Europa warnte der Buddhist davor, alle Muslime über einen Kamm zu scheren. „Es sind muslimische Individuen und kleine Gruppen, die sich in ihren eigenen Ländern gegenseitig umbringen. Schiiten, Sunniten. Sie repräsentieren nicht den gesamten Islam und nicht alle Muslime“, sagte er.

„Liebe bei Religion die Kernbotschaft“

„Die Liebe ist bei jeder Religion die Kernbotschaft, auch im Islam. Bösartige Leute gibt es auch bei den Buddhisten, den Christen, den Juden und den Hindus. Nur aufgrund von einigen traurigen Ereignissen, die von einer kleinen Zahl Muslime ausgehen, sollten wir nicht die gesamte muslimische Welt verurteilen.“

Auf die Frage der „FAZ“, ob er sein Leben in Indien beschließen werde, antwortete der Dalai Lama: „Das weiß niemand.“ Die Volksrepublik China habe sich in den letzten 30, 40 Jahren sehr verändert. Die Kulturrevolutionäre hätten dazu aufgerufen, die „vier Alten“ zu zerstören, darunter die Religion. „Heute hat China die größte buddhistische Bevölkerung. Ein kommunistisches Land mit der größten Zahl Buddhisten“, so der Dalai Lama.

Zurückkehren wolle er gerne, „vielleicht in ein paar Jahren“. Millionen Tibeter würden darauf warten. In Indien habe er nun über 57 Jahre „in völliger Freiheit“ gelebt. „Die Freiheit hat mir erlaubt, Menschen unterschiedlichster Hintergründe zu treffen, unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Berufe. Wenn ich das Gefühl habe, hier aus Indien mehr zu bewirken, dann bleibe ich hier. Es ist das Land Buddhas“, sagte der Dalai Lama.

religion.ORF.at/dpa

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