Lettland: Pfarrerinnen könnten abgeschafft werden

In Lettland könnten lutherische Pfarrerinnen bald Geschichte sein. Die evangelisch-lutherische Kirche Lettlands wird auf ihrer Synode am Freitag und Samstag über die offizielle Abschaffung der Frauenordination diskutieren.

Das berichtete am Donnerstag die deutsche Website evangelisch.de. Den Protestanten Lettlands stehe eine einschneidende Veränderung bevor, denn wie es aussehe, werde man bei der Synode auch beschließen, dass in Lettland Frauen keine Pfarrerinnen mehr werden dürfen, so die evangelische Nachrichtenseite.

Junge Vikarin mit Buch im Arm

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Der Erzbischof der lettischen Hauptstadt Riga will Frauen als Pfarrerinnen abschaffen

In Lettland wurden Pfarrerinnen demnach erstmals 1975 zugelassen, damals gehörte das kleine Land an der Ostsee noch zur Sowjetunion. Von 1975 bis 1985 und von 1989 bis 1992 wurden Frauen als Pastorinnen ordiniert, seit 1993 jedoch nicht mehr. Gleichwohl können bis dahin ordinierte Pastorinnen ihren Dienst weiter ausüben.

Konservativer Erzbischof gegen Pfarrerinnen

Der konservative Erzbischof von Riga, Janis Vanags, Oberhaupt der mit rund 250.000 Mitgliedern größten Religionsgemeinschaft des baltischen Landes, hat seit seiner Einsetzung als Erzbischof 1993 einfach keine Frauen mehr ins Amt eingeführt. Die Amtszeit des 58-Jährigen sei unbeschränkt, berichtete evangelisch.de.

Die Verweigerung der Frauenordination könnte nun auch in der Kirchenverfassung festgelegt werden, so evangelisch.de. Dafür solle in der Passage über die Ordination das Wort „männlich“ eingeführt werden. Der Rigaer Erzbischof will die Ablehnung von Pfarrerinnen mit dem Korintherbrief des Apostels Paulus begründet wissen, in dem Frauen in der Gemeindeversammlung schweigen sollten (1 Kor 14,33b-36). Die evangelisch-lutherische Kirche Lettlands im Ausland, die 25.000 Mitglieder hat, ordiniert hingegen Frauen und hat sogar eine Bischöfin an ihrer Spitze.

Neben Lettland lehnt auch die evangelisch-lutherische Kirche Polen die Frauenordination ab. Der lettische Erzbischof Vanags sagte schon im Februar gegenüber dem deutschen Informationsdienst der Evangelischen Allianz (idea), dass die Praxis, ausschließlich Männer als Pastoren zu ordinieren, den biblischen Grundlagen und der apostolischen Tradition entspreche. Er hatte damit auf den Protest der Hamburger Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kirsten Fehrs, reagiert. Sie hatte in der Kieler Universitätskirche gesagt, es sei ein „Skandal“, Frauen in Lettland vom Pastorendienst auszuschließen.

Theologinnen ausgeschlossen und beschimpft

Auch der „Bund der Theologinnen Lettlands“ beschwerte sich in einem offenen Brief, nicht zu einer entscheidenden Konferenz über die Frage eingeladen worden zu sein. Außerdem soll es vorher keine theologische Diskussionen über die Abschaffung der Frauenordination gegeben haben, so die Theologin Alesja Lavrinowica laut evangelisch.de. Zudem seien die lettischen Theologinnen auf ihrer Website von Pastoren auf das Übelste beschimpft worden.

Die polnische und die lettische Kirche vertreten damit eine entgegengesetzte Position als ihre Mutterkirche, sie stehen mit ihrer Haltung im Lutherischen Weltbund (LWB) aber nicht alleine da: Etwa 30 der insgesamt 145 Mitgliedskirchen praktizieren keine Frauenordination.

religion.ORF.at

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