Indien: Islamschule verbietet Mädchenabtreibung

Die islamische Hochschule Darul-Uloom-Deoband im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat die gezielte Abtreibung weiblicher Föten als illegal und unislamisch bezeichnet.

Das größte Institut seiner Art in Indien erließ eine entsprechende Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten. „Dies ist die erste Fatwa, die sich gegen gezielte Abtreibungen wegen des Geschlechts richtet“, sagte am Mittwoch Deoband-Sprecher Maulana Ashraf Usmani der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist ein unislamischer Akt.“

Eine Muslimin mit einem kleinen Mädchen am Arm

Reuters/Fayaz Kabli

Die größte Islamschule Indiens hat die Abtreibung weiblicher Föten als unislamisch und illegal bezeichnet

Gezielte Abtreibung anhaltendes Problem

Die gezielte Abtreibung weiblicher Föten ist ein anhaltendes Problem in Indien. Töchter bedeuten oft eine höhere finanzielle Belastung als Söhne, insbesondere in der armen Landbevölkerung. Söhne bleiben laut dem klassischen Familienbild im Haushalt der Eltern, um diese im Alter zu versorgen. Töchter kosten hingegen erst eine teure Mitgift und verlassen anschließend die Familie, um im Haushalt des Ehemanns zu leben.

In der jüngsten Volkszählung aus dem Jahr 2011 kamen in Indien auf 1000 Buben im Alter bis vier Jahre 924 Mädchen. In muslimischen Familien waren es 947. Rund 14,2 Prozent der gut 1,2 Milliarden Einwohner Indiens sind Muslime. Die Deoband-Hochschule steht für eine strenge Auslegung des klassischen sunnitischen Islam.

religion.ORF.at/dpa/APA