Vatikan wertet Rolle der Maria Magdalena auf

Der Vatikan hat die Rolle der heiligen Maria Magdalena aufgewertet und sie liturgisch den Aposteln gleichgestellt. Der bisherige „gebotene Gedenktag“ am 22. Juli werde in der katholischen Kirche in ein „Fest“ umgewandelt, teilte der Vatikan am Freitag mit.

"Ein kleiner Schritt aufwärts im „Who is who" der Heiligen, aber ein großer Schritt für die Wertschätzung der Rolle von Frauen in der Kirche“, schrieb Radio Vatikan in seiner Onlineausgabe am Freitag zu der Entscheidung.

Ein entsprechendes Dekret sei am 3. Juni von Kardinal Robert Sarah, dem Präfekten der Liturgiekongregation, unterzeichnet worden. Der Papst habe sich persönlich für diese Aufwertung eingesetzt. Damit wollte er im Rahmen des „Jubiläums der Barmherzigkeit“ auf die Bedeutung dieser Frau hinweisen, die Christus so große Liebe gezeigt und von Christus selbst so sehr geliebt worden sei.

„Evangelistin“ und Jüngerin

In einem Begleitschreiben schrieb Erzbischof Arthur Roche, Maria Magdalena sei das Beispiel einer wahren und authentischen Verkünderin der Frohen Botschaft, „einer Evangelistin, die die frohmachende, zentrale Botschaft von Ostern verkündet“. Thomas von Aquin (1225-1274) habe sie „Apostolin der Apostel“ genannt, so Radio Vatikan, denn sie sei Jesus nicht nur bis unters Kreuz gefolgt, sondern wurde nach Angaben des Johannes-Evangeliums auch zur ersten Zeugin seiner Auferstehung. So zitiert das Schreiben der Gottesdienstkongregation, welches die Aufwertung erklärt, den mittelalterlichen Theologen.

Maria Magdalena: Gemälde von Andrea Solari (etwa 1524)

Public Domain/Wikipedia

Maria Magdalena, Gemälde von Andrea Solari (etwa 1524)

Maria Magdalena sei es auch gewesen, die den verzagten Aposteln die Frohe Botschaft von Jesu Auferstehung brachte – diese Frau sei das entscheidende „missing link zwischen der Karfreitags-Bestürzung und dem Osterjubel“. Mit einem Dekret vom 3. Juni habe der Papst nun entschieden, sie – zumindest was den Rang ihres Gedenkens im Heiligenkalender betrifft – den Aposteln gleichzustellen.

Eigener Präfationstext

Maria Magdalenas Fest bleibt der 22. Juli, so Radio Vatikan, auch die Texte in Messfeier und Stundenbuch bleiben. Das Besondere sei, dass nun ein eigener Präfationstext hinzu kommt: das sei nur bei wenigen anderen Heiligen der Fall, versichert der vatikanische Nachrichtensender. So haben alle Apostel bis auf Petrus und Paulus dieselbe Präfation („Vorgebet“); im deutschen Messbuch haben Elisabeth von Thüringen und Hedwig eine eigene.

Die Messbücher würden nun angepasst, wie das von Kardinal Robert Sarah, Präfekt der Liturgiekongregation, unterzeichnete Dekret festlege. Maria Magdalena werde in dem lateinischen Text ausdrücklich als „Paradigma für das ministerium von Frauen in der Kirche“ vorgestellt. „Ministerium“ bedeutet zunächst „Dienst“, aber auch die Übersetzung „Amt“ schwingt da durchaus mit, wie Rado Vatikan analysiert.

Der neugefasste Text der Präfation, also der einleitenden Worte zum Hochgebet an ihrem Fest, formuliert, Christus habe Maria Magdalena „den Aposteln gegenüber mit dem Apostelamt geehrt“. In diesem Fall fällt nicht das Wort „Ministerium“, sondern „officium“. Den offiziellen deutschen Wortlaut dieser Präfation müssten die Bischofskonferenzen deutscher Sprache in Zusammenarbeit mit Rom erst noch erstellen, so der Sender in der Onlineausgabe vom Freitag.

Einzigartige Rolle in der Bibel

Maria aus Magdala ist eine der wichtigsten Frauengestalten in der Bibel. Dass sie eine besondere Frau war, zeigt schon ihr Name: Anders als in patriarchalen Gesellschaften üblich, wurde die Jüngerin nicht nach einem Mann, sondern nach ihrem Herkunftsort benannt: Sie war bekannt als die Maria, die aus Magdala stammt. Neben der Mutter Jesu ist die Jüngerin Jesu die einzige Frau, die in allen vier biblischen Evangelien vorkommt.

Maria Magdalena war den Evangelien zufolge eine der Frauen, die nicht nur während der Kreuzigung dabei waren, sondern auch an seinem Grab um ihn trauerten. Sie war nach christlicher Lehre zudem diejenige, die als Erste dem Auferstandenen begegnete und den Auftrag erhielt, diese Botschaft den anderen Jüngern weiterzusagen.

Immer wieder wurde auch eine Art Liebesbeziehung Maria Magdalenas zu Jesus angedeutet. Auch wird sie in nachbiblischen Schriften häufig mit der als „Sünderin“ bekannten Frau gleichgesetzt, die Jesus die Füße salbte (Lk 7). Obwohl diese Deutung laut dem Ökumenischen Heiligenlexikon in der Bibel keinen Anhaltspunkt hat, wird Maria Magdalena dennoch häufig als sündige oder zumindest sinnliche Frau dargestellt - gleichsam als Antithese zur keuschen Mutter Maria. Die Pose als Büßerin und das Salbgefäß als Attribut rühren ebenfalls daher.

religion.ORF.at/dpa

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