Kardinal Schönborn Gast bei Aids-Benefizabend

Kardinal Christoph Schönborn war am Freitagabend Gast bei einem Aids-Benefizabend im Wiener Burgtheater: Auf Einladung von „Life Ball“-Gründer Gery Keszler trat der Wiener Erzbischof überraschend beim „Red Ribbon Celebration Concert“ in Erscheinung.

Der Wiener Erzbischof ergriff beim „Red Ribbon Celebration Concert“ das Wort und erklärte, es gehe ihm nicht um eine Positionierung in der Frage von Homosexualität, sondern um das gemeinsame Menschsein - unabhängig davon, ob ein „Mensch, der diese Neigung, diese Lebensform hat“. Schönborn, der ein Red-Ribbon-Zeichen trug, betonte laut APA: „Wenn man das in den Vordergrund stellt, würde vieles besser sein.“

Kardinal Schönborn und „Life Ball“-Gründer Gery Keszler beim „Red Ribbon Celebration Concert“ im Wiener Burgtheater.

APA/Herbert Pfarrhofer

Kardinal Schönborn und „Life Ball“-Gründer Gery Keszler im Wiener Burgtheater beim „Red Ribbon Celebration Concert“

Man solle sich weniger mit Vorurteilen, weniger mit Kategorien, dafür mehr als Mensch begegnen, sagte der Kardinal und stellte fest: „Ich bin nicht die katholische Kirche, und Gery Keszler ist nicht der Life Ball. In erster Linie sind wir Menschen.“ Im APA-Interview erklärte Schönborn anschließend: „Ich hab auf der Bühne gesagt, ich bin vermutlich der einzige hier im Burgtheater, der Vorurteile hat. Ich gestehe es, ich habe Vorurteile, aber sie sind geschmolzen.“

Keszler und der Kardinal

Die Einladung zum „Red Ribbon Celebration Concert“ sei nach „tiefen, langen und intensiven Gesprächen“ erfolgt. Der Kardinal und Keszler seien sich bei einem Abendessen mit Freunden erstmals begegnet und hätten rasch eine persönliche, wertschätzende Ebene gefunden. Beider Funktionen seien damals und bei weiteren Kontakten nicht im Vordergrund gestanden, sondern die jeweilige Persönlichkeit. Der deklariert homosexuelle Life-Ball-Organisator, der sich beim jüngsten Ball als „einer der ersten in Österreich, der sich mit Aids infiziert hat“, outete, sei jemand, der dort hinschaut, wo es Menschen schlecht geht; das schätze der Erzbischof, wie er sagte.

Keszler äußerte sich sichtlich bewegt von dem Auftritt des Wiener Kardinals, der wohl für Aufsehen sorgen werde. Viele würden dies großartig finden, aber natürlich werde es auch Kritik geben, so Keszler.

Resumee via Facebook

Kardinal Schönborn zog in einem Facebook-Eintrag am Freitagabend ein Zwischenresumee über die an diesem Tag stattfindende „Lange Nacht der Kirchen“, erwähnte dabei auch seinen Besuch im Burgtheater und erinnerte an „immer wieder bewegende Gespräche“ mit Keszler in den vergangenen Monaten. Beim „Red Ribbon Concert“ ging es um die griechische Sage von Orpheus und Eurydike als Leitmotiv - für Schönborn „die Gelegenheit, auf die uralte christliche Deutung von Orpheus einzugehen, der mit seinem Aufstieg aus der Unterwelt auf die Auferstehung Christi hinweist“, wie der Kardinal schrieb.

Der 52-jährige Gery Keszler lässt heuer den weltweit bekannt gewordenen Wiener „Life Ball“ zugunsten von Aids-Opfern pausieren und ermöglichte es dem „Red Ribbon Celebration Concert“ damit, aus dem Windschatten der Ball-Veranstaltung zu treten.

Weltstars bei Charity-Event

Stars wie Anna Netrebko mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov, Soul-Legende Dionne Warwick, der polnische Tenor Piotr Bezcala, der peruanische Tenor Juan Diego Florez sowie die russische Mezzosopranistin Margarita Gritskova und der französische Countertenor Philippe Jaroussky standen für den guten Zweck auf der Bühne.

Über sein Verhältnis zu Erzbischof Schönborn hatte der „Life Ball“-Organisator im vergangenen Advent in der Sendung „Ö3-Frühstück bei mir“ erklärt: „Es gibt Menschen, die mich einfach wirklich interessieren und berührt haben. Einer davon ist unser Kardinal.“ Keszler antwortete damit auf die Frage von Moderatorin Claudia Stöckl nach seinem Wunschgast bei einer Neuauflage des „Life Balls“.

Für seine Verdienste um Toleranz und Mitmenschlichkeit wurde Gery Keszler während des 16. Ball im Mai 2008 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

religion.ORF.at/APA/KAP