Priester: Kein „Genozid“ von Christen im Irak
Auch von christlichen Hilfsorganisationen aus dem Westen würde häufig behauptet, es gebe derzeit einen Genozid an Christen. „Deren Rede von einem „Genozid“ an den Christen halte ich für fahrlässig und unverantwortlich“, sagte Petzold im Interview der „Frankfurter Rundschau“ (Montag-Ausgabe). „Es wird dem nicht gerecht, was andere religiöse und ethnische Minderheiten erleiden müssen.“
Die Lage der christlichen Binnenflüchtlinge im Irak sei „schlimm, keine Frage“. Die etwa 150.000 Christen hätten „Hals über Kopf“ ihre Siedlungen in der Ebene von Mossul verlassen müssen. Dieses Schicksal teilten sie aber mit einer „mehr als zehnmal so großen Zahl von Muslimen und Jesiden“.
Reuters/Thaier Al-Sudani
„Christen geht es besser als Muslimen“
Die Gesamtsituation muss nach Aussage von Petzold „gerecht beurteilt werden“. „Selbst im Herrschaftsgebiet des IS geht es den Christen im Vergleich besser als den Muslimen“. Diese würden vom IS „als ‚Abtrünnige‘ behandelt und wahllos ermordet“.
Christen hingegen seien nach der Einnahme der Stadt Mossul durch den IS vor die Wahl gestellt worden, „eine Art Schutzgeld - etwa 150 US-Dollar pro Jahr“ zu zahlen, um - „unter sehr unwürdigen Bedingungen“ - in Mossul weiterleben zu können, oder die Gegend zu verlassen. Das sei den Muslimen nicht, und noch weniger den Jesiden vergönnt gewesen.
Petzolds Einschätzung nach ist es „unverantwortlich“, dass Hilfsorganisationen von einem Genozid an Christen sprechen. Das werde dem nicht gerecht, was andere religiöse und ethnische Minderheiten erleiden müssten.
Petzold gehört der katholischen Ordensgemeinschaft von Mar Musa an. Der gebürtige Berliner mit Schweizer Staatsbürgerschaft lebt im Kloster Deir Mariam al-Adhra in der nordirakischen Stadt Suleimanija.
religion.ORF.at/KAP/KNA