Vatikan weist Kritik um chinesischen Bischof zurück

Der Vatikan war eigenen Angaben zufolge nicht über das „Reuebekenntnis“ eines unter Hausarrest stehenden chinesischen Bischofs gegenüber der vom Regime in Peking kontrollierten Katholischen Patriotischen Vereinigung (CPCA) informiert.

Der Heilige Stuhl sei erst durch Medienberichte auf den Blogeintrag des Schanghaier Bischofs Thaddeus Ma Daqin aufmerksam geworden, in dem der 47-Jährige seinen Austritt aus der CPCA bereute, teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Donnerstag mit. Indirekt wies er so auch Spekulationen über eine Abmachung mit China zur Freilassung des unter Hausarrest stehenden Weihbischofs zurück - mehr dazu in Kritik an Schweigen Roms zu Schanghai-Bischofsdrama.

Überraschende Aussage auf Blog

Ma hatte die Patriotische Vereinigung zum Tag seiner von Rom anerkannten Weihe am 7. Juli 2012 verlassen und war seitdem unter Hausarrest gestanden, so dass er sein Amt als Weihbischof-Koadjutor nicht ausüben konnte. Am 12. Juni dieses Jahres hatte der Bischof überraschend auf seinem Blog erklärt, er habe bei seinem Austritt unter äußerer Beeinflussung gehandelt und unzutreffenden Vorwürfen gegen die CPCA geglaubt. Heute wisse er um den konstruktiven Beitrag der Vereinigung für das kirchliche Leben.

Mit seinem damaligen Schritt habe er auch gegen die frühere kooperative Linie von Bischof Aloysius Jin Luxian verstoßen. Er bedaure das und wolle seine Entscheidung revidieren. Die Diözese Schanghai, eine der bedeutenden Ortskirchen in der Volksrepublik, wird seit dem Tod von Bischof Jin Ende April 2013 nur von einem provisorischen Administrator geleitet.

„Schweigen des Vatikans“

Am Mittwoch hatte der emeritierte Hongkonger Erzbischof Kardinal Joseph Zen „ein Schweigen des Vatikans“ zu dem verstörenden Zwangs-Schuldbekenntnis des bisher couragiert agierenden Schanghaier Bischofs kritisiert. Kardinal Zen sieht die vatikanische Reaktion als schweren Fehler, wie er in seinem Blog schrieb: „Der Vatikan sollte Klarstellungen treffen und Orientierung geben, um was es geht: um Wahrheit, Gerechtigkeit und das moralische Gute, das aus der Liebe kommt. Er sollte den Ruf der Kirche und den Ruf Bischof Mas schützen und das entstandene Chaos und die eingetretene Entmutigung in der chinesischen Kirche ausräumen. Jetzt nichts zu sagen ist völlig unverantwortlich“, so Zen.

Auch innerhalb der römischen Missions-Thinktanks hat die Causa Kritik am Vatikan ausgelöst, die unter anderem vom Chefredakteur des einflussreichen Missionsportals asianews.it, P. Bernardo Cervellera - er ist Mitglied des Pontificio Istituto Missioni Estere (PIME) - formuliert wurde. Cerverella zeigte sich am Mittwoch überaus befremdet über einen Mitarbeiter des Vatikan-Staatssekretariats. Dieser habe verlautet, man solle „nicht zu viel Aufhebens“ über das „Reuebekenntnis“ von Bischof Ma machen, solange die näheren Umstände nicht bekannt seien.

religion.ORF.at/KAP