Jerusalem: Pizzaballa Apostolischer Administrator

Papst Franziskus hat den altersbedingten Rücktritt des Jerusalemer Patriarchen Fouad Twal (75) angenommen. Für die Sedisvakanz ernannte er Pierbattista Pizzaballa (51) zum Erzbischof und Apostolischen Administrator.

Das teilte der Vatikan Freitagmittag mit. Der aus Norditalien stammende frühere Kustos der Franziskaner im Heiligen Land Pizzaballa hatte erst im April seine zwölfjährige Amtszeit als Kustos, also als oberster Hüter der christlichen Stätten im Heiligen Land, beendet.

Auch Ernennung zum Titularerzbischof

Papst Franziskus erhob Pizzaballa gleichzeitig zu seiner Ernennung zum Titularerzbischof von Verde, einer aufgelösten Diözese in der Westtürkei. Grund dafür ist, dass die Leitung eines Patriarchats mit dem Rang eines Erzbischofs verbunden ist. Der Jordanier Twal, der die Jerusalemer Diözese seit 2008 leitete, hatte Papst Franziskus entsprechend dem katholischen Kirchenrecht mit Vollendung des 75. Lebensjahres im Oktober 2015 seinen Amtsverzicht angeboten.

Pierbattista Pizzaballa

Reuters/Ammar Awad

Pierbattista Pizzaballa

Pizzaballa, am 21. April 1965 in Cologno al Serio in der Diözese Bergamo geboren, studierte Theologie in Rom und Jerusalem und wurde 1990 zum Priester geweiht. Vor seiner Wahl zum Kustos 2004 - er war damals der zweitjüngste der Geschichte - war der Franziskaner im Auftrag seines Ordens Seelsorger für die hebräischsprachigen Christen in Jerusalem.

Als Kustos plädierte Pizzaballa für Kontinuität und „Erneuerung ohne Revolution“. Er forderte eine stärkere Integration seiner Mitbrüder in die israelisch-palästinensische Welt und reklamierte ein größeres Verständnis der Kirche für die Realität Israels.

Verhältnis nicht immer konfliktfrei

Traditionell gilt das Verhältnis von Patriarchat und Franziskaner-Kustodie als nicht immer konfliktfrei. Ganz neu ist die sukzessive Übernahme der zwei wohl wichtigsten katholischen Ämter im Heiligen Land unterdessen nicht: Auch Pizzaballas Landsmann Alberto Gori wurde nach zwölf Jahren als Kustos anschließend Patriarch (1949-1970).

Fuad Twal

APA/AFP/Gali Tibbon

Fouad Twal

Durch Pizzaballas Ernennung zum Patriarchatsverwalter könnte sich ein wichtiges Anliegen seines Nachfolgers als Franziskaner-Kustos, dem aus der Region Trentino-Südtirol stammenden Francesco Patton, innerkatholisch einfacher erweisen als gedacht: Die Zusammenarbeit „zum Besten für dieses Landes und seiner Bewohner“ wird künftig von Mitbruder zu Mitbruder erfolgen.

religion.ORF.at/KAP