Vertrauensumfrage: Kirche „Top-Aufsteigerin“

Laut einer österreichweiten Umfrage zum Thema Glaubwürdigkeit legte die katholische Kirche gegenüber 2015 um elf Prozent zu und genießt bei 46 Prozent der Österreicher Vertrauen. Erfragt wurde die Glaubwürdigkeit von Institutionen und Personen.

„Wem glaubt Österreich 2016?“ Diese Leitfrage im alljährlich durchgeführten „klar.SORA Glaubwürdigkeits-Ranking“ hat für die katholische Kirche ein erfreuliches Ergebnis gebracht. Zusammen mit der Polizei und Fußball-Teamchef Marcel Koller sei sie „Top-Aufsteigerin“ im Vertrauensranking, hieß es bei der Präsentation der bundesweiten Umfrage durch Christoph Hofinger (SORA) und Sepp Tschernutter (klar) am Dienstag in Wien.

Auch bei den abgefragten Persönlichkeiten konnte die Kirche punkten: Hier liegen Ski-Star Marcel Hirscher (Vertrauen bei 83 Prozent der Befragten) und Papst Franziskus (82 Prozent) vor Bundespräsident Fischer (75 Prozent) an der Spitze.

Schwierige Zeiten und „Franziskus-Effekt“

SORA-Geschäftsführer Hofinger meinte zu diesen Ergebnissen, sie könnten „sowohl eine Hinwendung zur Kirche in schwierigen Zeiten als auch einen ‚Franziskus-Effekt‘ bedeuten“. Grundsätzlich könne eine Person eine Institution mitziehen, „außer die Institution schießt quer und unterwandert die Glaubwürdigkeit der Führung“.

Für das „klar.SORA Glaubwürdigkeits-Ranking“ wurden im Mai und Juni 2016 österreichweit 750 Personen ab 16 Jahren zur Glaubwürdigkeit von Akteuren in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft befragt. Die glaubwürdigsten Institutionen sind für die Österreicher die Feuerwehr (98 Prozent), das Rote Kreuz (93 Prozent) und die Polizei (85 Prozent), die sich gegenüber 2015 um acht Prozentpunkte verbessern konnte. Das erstmals abgefragte Bundesheer liegt mit 74 Prozent zwar deutlich darunter, bekommt aber ebenfalls sehr hohe Glaubwürdigkeitswerte. Die Caritas als neu abgefragte Institution liegt bei 66 Prozent.

Christoph Hofinger (SORA) und Sepp Tschernutter (klar)

klar/SORA /APA-Fotoservice/Schedl

Christoph Hofinger (SORA) und Sepp Tschernutter (klar)

Bei den Sozialpartnern, Interessensvertretungen und Serviceeinrichtungen liegt die Arbeiterkammer an der Spitze: Die Arbeitnehmervertretung ist für 75 Prozent der Österreicher glaubwürdig. Die Wirtschaftskammer konnte sich mit 65 Prozent gegenüber 2015 um sieben Prozentpunkte verbessern. Der Österreichische Gewerkschaftsbund liegt bei 52, die Industriellenvereinigung bei 42 Prozent.

Nationale und internationale Politiker

Im Bereich österreichische Politik sticht Noch-Bundespräsident Fischer alle anderen abgefragten Personen aus: Weit hinter ihm mit 53 bzw. 52 Prozent Bundeskanzler Christian Kern und der designierte Bundespräsident Alexander Van der Bellen. 49 Prozent halten Vizekanzler Reinhold Mitterlehner für glaubwürdig, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache liegt mit 35 Prozent hinter den beiden anderen Oppositionspartei-Leadern Eva Glawischnig (42) und Matthias Strolz (40). Die österreichische Bundesregierung verlor gegenüber 2015 um sieben Prozentpunkte - sie wird von nur mehr 30 Proznet der Bevölkerung als glaubwürdig eingestuft. Noch ein gutes Stück dahinter rangiert die EU-Kommission: Nur 25 Prozent der Österreicher finden sie glaubwürdig.

Angela Merkel wurde im Ranking zur großen Verliererin: Die deutsche Kanzlerin büßte gegenüber dem Vorjahr 25 Prozentpunkte ein, liegt aber mit 45 Prozent dennoch an der Spitze der abgefragten ausländischen Politiker. Laut „Klar“-Vertreter Tschernutter hat Merkel in der Flüchtlingsthematik Haltung und Leadership gezeigt, ihr fehle jedoch breite Unterstützung von Kollegen in Deutschland und Europa. Zugleich sei es Merkel „nicht gelungen, ihre Ziele mit einem klaren, nachvollziehbaren Programm zu hinterlegen und das auch zu kommunizieren“. Imagemäßig unten durch sind in Österreich Donald Trump (elf Prozent) und Recep Erdogan (9), Vladimir Putin legte dagegen mit 31 Prozent um sieben Prozentpunkte zu.

Keine Pauschalabwertung durch Krisen

Laut Christoph Hofinger haben weder die Flüchtlingssituation noch die fortgesetzte Krise „die Menschen bisher dazu gebracht, die öffentlichen Player pauschal als weniger glaubwürdig einzustufen“. Auch zeige sich, dass Glaubwürdigkeit durch nachvollziehbares und authentisches Handeln aufgebaut werden kann, aber auch durch Schaffen von Nähe und Relevanz. „Bei Nichtbeachtung dieser Faktoren kann sie aber schnell dahin sein“, so der Demoskop.

Die stärksten statistischen Zusammenhänge mit Glaubwürdigkeit zeigen laut den Befragern folgende Beschreibungen: „ist ehrlich“, „tut, was er/sie sagt“ und „hält, was er/sie verspricht“; fast gleich stark wirken „ist offen und transparent“ sowie „bei ihm/ihr passt alles zusammen“.

religion.ORF.at/KAP

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