Caritas startet Projekt „Gepflegte Erholung“

Die Caritas startet jetzt in Wien und Niederösterreich ein Pilotprojekt, das zeigen soll, dass Urlaub auch für pflegebedürftige Menschen möglich ist und dabei auch betreuende Angehörige Erholung finden.

Diese Zielgruppen sollen mit punktueller Pflege direkt an zwei Urlaubsorten entlastet werden, informierten Generalsekretär Klaus Schwertner und die Caritas-Pflege-Verantwortliche Ilse Frisch am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien: Mögliche Erholungsorte sind das „magdas“-Hotel in Wien und das ebenfalls von der Caritas geführte Gästehaus „Zimmer & Frühstück OBENauf“ in Unternalb bei Retz. Die dortigen Unterkünfte bieten barrierefreie Zimmer, Caritas-Fachleute unterstützen vor Ort mit Betreuung und Pflege.

Gesundheit oft Hinderungsgrund

Unter den rund 1,76 Millionen Österreichern über 15 Jahre, die 2015 im Sommer keinen Urlaub machten, führen mehr als ein Drittel „gesundheitliche Gründe oder eingeschränkte Mobilität“ bzw. familiäre Verpflichtungen als Gründe an. Ihnen möchte die Wiener Caritas mit dem Pilotprojekt unter die Arme greifen.

„Insbesondere ältere Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf wissen oft nicht, wie sie alleine auf Urlaub fahren könnten. Aber auch Angehörigen scheint eine Reise mit den Menschen, die sie betreuen, häufig unmöglich“, wies Klaus Schwertner hin. „Dabei bedeutet gerade in dieser Situation ein Tapetenwechsel und eine Auszeit für alle eine nachhaltige Steigerung der Lebensqualität.“

Hilfestellung etwa bei Körperpflege

Die Angebote richteten sich speziell an Menschen, die einen leichten bis mittleren Pflegebedarf haben, und deren entlastungsbedürftige Angehörige, erklärte Ilse Frisch. „Die Hauskrankenpflegerin bietet dem pflegebedürftigen Gast Hilfestellung bei der Körperpflege und beim Duschen, unterstützt beim An- und Auskleiden und sorgt für den Transfer vom Bett in den Rollstuhl.“ Mit ärztlicher Anordnung würden auch medizinische Leistungen wie Verbandwechsel, Injektionen oder Medikamentengabe übernommen. Bis zu fünf Mal pro Tag könne eine Caritas-Mitarbeiter unterstützen.

Vorgespräch notwendig

Die Buchung der Zimmer erfolgt wie bei jedem Urlaubsaufenthalt, der Gast soll jedoch drei Wochen vor Urlaubsbeginn in Wien mit der „Caritas Pflege Zuhause“ am Tabor bzw. in Unternalb mit der „Caritas Pflege Zuhause“ Retz Kontakt aufnehmen. Dabei könne die Situation besprochen und die Pflege und Betreuung optimal auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden.

Die Unterbringungskosten sind für Gäste mit und ohne Betreuungsbedarf gleich. Die Leistungen für Betreuung und Pflege werden auf Privatzahlerbasis angeboten, da die reguläre Förderung der Pflege auf das Bundesland des Wohnsitzes beschränkt ist. Eine Unterstützung zur Finanzierung kann für sogenannte „Ersatzpflege“ bundesweit in Anspruch genommen werden.

Kritik an „Förderlogik“

Schwertner kritisierte die „österreichische Förderlogik im Pflegebereich“: Sie mache die Mobilität pflegebedürftiger Menschen fast unmöglich, denn die Förderungen sind an den Wohnort gebunden. „Als Caritas fordern wir hier schon lange österreichweit einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards.“

Auch für Hospizpatienten bietet die Caritas Urlaub an: Das Projekt „Urlaub und Hospiz“ im Bildungshaus Schloss Großrußbach (NÖ) richtet sich an Familien, in denen eine Person an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet. Neben Urlaubstagen von 1. bis 10. Juli und vom 1. bis 6. September 2016 können auch individuelle Termine gebucht werden.

religion.ORF.at/KAP

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