Friedenszentrum: Rolle von Religionen in Konflikten

Die ambivalente Rolle von Religionen in Konflikten weltweit steht heuer im Fokus der traditionellen internationalen Sommerakademie in der burgenländischen „Friedensburg“ Schlaining.

Bundespräsident Heinz Fischer und „Pax Christi“-Bischof Manfred Scheuer werden die einwöchige Tagung des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) am Sonntagabend eröffnen. Bis 8. Juli stehen bei dem Informations- und Diskussionsforum zahlreiche Vorträge, Workshops und Diskussionen mit Experten aus Zivilgesellschaft, Forschung und Politik auf dem Programm, bei denen sowohl die Relevanz von Religion für Gewalt als auch für Friedensprozesse beleuchtet wird.

Eskalation und Mediation

Religion sei gegenwärtig in zwei Dritteln aller Konflikte weltweit ein mehr oder weniger bedeutendes Element, heißt es in der Einladung zur Sommerakademie. Religion werde in diesem Zusammenhang vermehrt als eskalierender Faktor wahrgenommen, gleichzeitig trage sie aber auch zum friedlichen Zusammenleben in Gesellschaften bei, betonen die Veranstalter. Auch leisteten in vielen Konfliktgebieten durch ihren Glauben motivierte Akteure Friedensarbeit, indem sie - vielfach mit Unterstützung örtlicher religiöser Würdenträger - als Mediatoren tätig sind oder Hilfsorganisationen und soziale Bewegungen aufbauen.

Bischof Scheuer spricht bei der Eröffnungsfeier in Stadtschlaining in seiner Funktion als Präsident des Österreich-Zweigs der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“. Bundespräsident Fischer wird im Rahmen des Festakts den Gründer und langjährigen ÖSFK-Leiter Gerald Mader mit einem Bundesorden auszeichnen. Zum Auftakt der Sommerakademie haben sich zudem Justizminister Wolfgang Brandstetter, Innenminister Hans Peter Doskozil sowie der emeritierte burgenländische Bischof Paul Iby angekündigt.

Vorträge und Workshops

Am Montag folgen Einführungsvorträge des Grazer Friedensforschers Maximilian Lakitsch und des Schweizer Religionswissenschaftlers Richard Friedl von der Universität Fribourg in den Bereich „Religion, Frieden, Konflikt“. Zu den weiteren Referenten zählen u. a. Claudia Haydt von der deutschen „Informationsstelle Militarisierung“, der Südosteuropa-Experte Kerem Öktem von der Uni Graz, der Zürcher Religionswissenschaftler Baldessare Scolari oder Grazer Juristen-Dekan Joseph Marko. Der kroatische katholische Theologe und Friedensaktivist Otto Raffai hält einen Workshop über interreligiöse Friedensarbeit.

Flüchtlingsfrage als Herausforderung

Die Flüchtlingsfrage als Herausforderung für Religion und Europa steht am Mittwochabend im Zentrum einer Podiumsdiskussion. Wolfgang Palaver, Dekan der Innsbrucker Katholisch-Theologischen Fakultät, wird dabei mit der Politologin und Kommunikationsexpertin Melita Sunjic vom UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR) und der Wiener Theologin Regina Polak sprechen.

Schon tags zuvor diskutieren bei einem weiteren Podiumsgespräch im Rahmen der Sommerakademie die evangelische Theologin Viola Raheb, der Islamwissenschaftler Driss Tabaalite und die aktuelle Vorsitzende der Muslimischen Jugend Österreich, Canan Yasar, zum Thema „Label Islam - Leben mit dem und gegen das Vorurteil“.

Die Burg Schlaining ist seit Jahren eines der Zentren für die internationale Friedens- und Konfliktforschung. Kurzentschlossene können sich noch zur diesjährigen Sommerakademie anmelden. Auch der Besuch einzelner Veranstaltungen ist möglich.

religion.ORF.at/KAP

Link: