Mormonen-Chor: Musikalisches Markenzeichen

320 Sängerinnen und Sänger, 65 Orchestermitglieder und 2.000 Konzertbesucher im ausverkauften Musikverein in Wien: Nach 25 Jahren war der „Mormon Tabernacle Choir“ wieder in Österreich und gab ein Benefizkonzert zugunsten der Caritas.

Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ ist seit 1955 in Österreich staatlich anerkannt und mit rund 4.500 Mitgliedern hierzulande eine kleine Kirche. Umso größer sind die Dimensionen des „Mormon Tabernacle Choir“: Der Chor kommt aus Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah, der Heimat der Mormonen. Mit 12 Bussen waren die Sängerinnen und Sänger, die Orchestermitglieder und Mitarbeiter in Europa unterwegs. Nach ersten Auftritten in Berlin und Nürnberg gastierte der Chor kürzlich in Wien, von dort ging es weiter in die Schweiz, wieder zurück nach Deutschland und nach Belgien. Das Abschlusskonzert der Europa-Tournee war am 13. Juli in Rotterdam zu hören.

Der Mormonen-Chor im Wiener Musikvereinssaal

© 2016 Intellectual Reserve

Die insgesamt 385 Musiker füllten das Podium bis zur Galerie des Wiener Musikvereinssaals

Religion und Musik

Bekannt ist die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ dafür, dass deren Gläubige als junge Erwachsene in die sogenannte Mission entsandt werden. Doch beim Konzertabend sollte die Musik im Mittelpunkt stehen, wie Helmut Wondra betonte. Er ist Präsident des Österreichischen Kirchenvorstandes und meint, dass es auch gut sei, „dem Klischee zu widersprechen, dass Mormonen ständig auf der Suche nach neuen Mitgliedern sind“. Der „Mormon Tabernacle Choir“ sei jedenfalls ein „Markenzeichen der Kirche“.

Sendungshinweis

Erfüllte Zeit 24.7.2016, 7.05 Uhr, Ö1

Ron Jarrett, der Präsident des Chors, strich im Interview mit religion.orf.at die verbindende Komponente der musikalischen Leistungen hervor: „Ich weiß nicht, was zuerst da war: Religion oder Musik? Beides gehört zusammen.“ Sonja Poulter, eine der vielen Sängerinnen, die an diesem Abend im türkisfarbenen Kostüm auf der Bühne standen, erzählte, sie werde oft gefragt, ob sie überhaupt alle Chormitglieder namentlich kennen würde. Die Antwort lieferte sie gleich selbst in einem Atemzug: „Nein, das kann man nicht“. Man kenne vielleicht jeden oder jede Zweite im Chor persönlich.

Der Mormonen-Chor im Wiener Musikvereinssaal

© 2016 Intellectual Reserve

Der Chor sang klassische Kirchenlieder, „Lobgesänge aus aller Welt“, amerikanische Volksweisen und Lieder aus der religiösen Tradition der Mormonen

Berufung und Ehrenamt

Zu diesem Chor „berufen“ fühlt sich auch Shipley Munson. Der Tenorsänger ist im Chor ehrenamtlich engagiert, so wie seine Kolleginnen und Kollegen. Mit dem musikalischen Programm – von klassischen Kirchenliedern über „Lobgesänge aus aller Welt“, amerikanischen Volksweisen und Liedern aus der religiösen Tradition der Mormonen – versuche man mehrere Kulturen zu zeigen, meinte er.

Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ wurde im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten gegründet. Weltweit zählt die Kirche mehr als 15 Millionen Mitglieder, der Hauptsitz ist in Salt Lake City. Neben der Bibel sehen die Gläubigen das „Buch Mormon“ als weitere Heilige Schrift an. Für alle Mitglieder gelten strenge Gesundheitsregeln, Alkohol und Tabak sind tabu.

Der Reinerlös des Wien-Konzerts ging an das katholische Hilfswerk Caritas – unter anderem für Projekte in der Flüchtlings- und Obdachlosenhilfe.

Sandra Szabo, religion.ORF.at

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