Religionsvertreter verurteilen Terror in Nizza

Papst Franziskus, die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, der jüdische Weltkongress und andere muslimische, jüdische und christliche Religionsvertreter verurteilen den Anschlag in Nizza.

Der Heilige Stuhl verurteile aufs Entschiedenste den „mörderischen Wahnsinn, Hass, Terrorismus und jeden Angriff auf den Frieden“, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Der Vatikan habe in der Nacht mit „größter Besorgnis“ die Nachrichten aus Nizza verfolgt, so Lombardi laut Radio Vatikan am Freitag. Papst Franziskus nehme Anteil „am Leiden der Opfer und des ganzen französischen Volks an dem Tag, der ein großer Festtag sein sollte“.

IGGiÖ: Gesellschaft nicht spalten lassen

Bei der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) löst die „grausame und menschenverachtende Tat“ Entsetzen aus. „Einmal mehr muss mit aller Deutlichkeit der Terrorwahnsinn aufs Schärfste verurteilt werden“, schreibt der designierte Präsident der IGGiÖ, Ibrahim Olgun in einer Aussendung vom Freitag. „Wer immer sich zur Tötungsmaschine macht, muss wissen, dass ein solches Verbrechen mit nichts zu rechtfertigen ist. Religiös betrachtet zieht jeder Mord im Diesseits und Jenseits schwerste Bestrafung nach sich“, so Olgun.

Er plädiert dafür, die „grausame Kalkulation der Terroristen nicht aufgehen“ zu lassen, die Gesellschaft zu spalten und in Angst zu lähmen. In diesem Sinne seien alle gefordert, dem Hass und der Gewalt selbstbewusst die Stirn zu bieten und zu erkennen, „dass wir eben nicht dem Terror passiv ausgeliefert sind, sondern viele Möglichkeiten nutzen können, verantwortungsvoll und aktiv zu handeln“, so die Aussendung.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit „unsere Werte“

Auch muslimische Verbände in Deutschland haben den Anschlag von Nizza verurteilt. „Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Anschlag“, erklärte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, am Freitag. Sie stünden solidarisch an der Seite Frankreichs. Die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die Werte der französischen Revolution, seien „unsere Werte“. „Sie anzugreifen bedeutet, uns alle anzugreifen.“ Der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, erklärte, das Attentat zeige, wie „menschenverachtend“ Täter sein könnten. „Der Terror trifft nicht nur die Franzosen, sondern die ganze Menschheit“.

Der Rektor der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, verurteilte im Namen aller französischen Muslime das „niederträchtige und grausame Attentat“ und rief alle Bürger zur Einheit angesichts „dieser neuerlichen schrecklichen Bewährungsprobe, die unsere ganze Nation in Trauer versetzt“.

IKG: Politik gefordert

„Unsere Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Todesopfer und Verletzten. Wir dürfen nicht vergessen, dass Worte der Solidarität zwar Trost spenden, aber Täter nicht von ihren tödlichen Vorhaben abbringen. Es ist nicht nur symbolische „Je suis-Solidarität“, die Frankreich und freiheitsliebende Menschen in aller Welt brauchen". Die Regierungen und Parlamente in allen Demokratien seien gefordert, für Sicherheit zu sorgen und die Unversehrtheit ihrer Bürger zu gewährleisten, so Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich „tief erschüttert und entsetzt“. Die Bilder von der Strandpromenade in Nizza seien „Zeugnisse einer neuen Dimension der Grausamkeit“. Dieser „ungeheuerliche Hass“ lasse ihr den Atem stocken. Der Anschlag sei ein „Schlag in die freiheitsliebende Seele“.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, rückte den Anschlag in die Nähe eines kriegerischen Aktes. Darauf müsse die Staatengemeinschaft angemessen reagieren. Überall auf der Welt hätten Menschen immer mehr Angst, allein dafür getötet zu werden, dass sie wagten, ihr Haus zu verlassen.

„Wie können Menschen so unmenschlich werden?“

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, zeigte sich traurig und schockiert. „Wie können Menschen so unmenschlich werden?“, fragte Schick im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) schrieb in einer Aussendung vom Freitag es seien weitere gemeinsame Anstrengungen auf europäischer und nationaler Ebene notwendig, um den Gefahren, die von extremistischen Gruppierungen ausgehen, ausreichend begegnen zu können.

Anschlag gegen Unschuldige

Tief erschüttert und „letztlich sprachlos“ haben sich der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker anlässlich des jüngsten Terroranschlags von Nizza gezeigt. Seine Gedanken und sein Gebet seien bei den Opfern, so Scheuer. Für eine solche Tat und die damit verbundenen menschlichen Tragödien gebe es letztlich keine Erklärung. Er bete darum, dass Terror, Gewalt und dieser unvorstellbare Hass endlich überwunden werden könnten, auch wenn es dafür freilich keine einfachen Rezepte gebe.

„Wieder richtet sich ein Terroranschlag gegen Unschuldige“, so Bünker. Es brauche in dieser Situation ein „Zusammenstehen“ und ein gemeinsames Nützen der Stärken Europas. Das Gewährleisten der Sicherheit dürfe jedoch nicht auf Kosten der grundlegenden Freiheitsrechte gehen, erklärte der Bischof. Bünker und Scheuer äußerten sich am Freitagvormittag am Rande der Ökumenischen Sommerakademie in Kremsmünster.

Mit Lastwagen in Menschenmenge

Am späten Donnerstagabend war in im südfranzösischen Nizza ein Lastwagen durch eine Menschenmenge gerast, die sich zu einem Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertags auf der Strandpromenade versammelt hatte. Nach aktuellen Medienangaben wurden mindestens 84 Menschen getötet; darunter auch Kinder. Unter den vielen Verletzten seien 18 in einem kritischen Zustand. Der mutmaßliche Angreifer, ein 31-jähriger Franko-Tunesier, wurde von der Polizei erschossen.

Staatspräsident Francois Hollande sprach von einem eindeutigen „terroristischen Charakter“ der Tat. Er kündigte eine Verlängerung des Ausnahmezustands um drei Monate und die Einberufung von Reservisten an.

religion.ORF.at/KAP/KNA/AFP

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