Jesuit Marte: Katholische Führung braucht „Upgrade“

Als Global Player mit Tradition braucht die katholische Kirche nach Ansicht des Wiener Jesuiten Christian Marte in ihren Führungssystemen ein „Upgrade“.

„Wir haben dazu viele Ressourcen im eigenen Bereich, aber wir brauchen auch den Blick zu den anderen, von denen wir lernen können“, schreibt der Direktor des Kardinal-König-Hauses im Leitartikel der August-Ausgabe der in München erscheinenden Zeitschrift „Stimmen der Zeit“.

Inspiration durch Jesus und NGOs

Kirchliches Führungshandeln müsse von Jesus her inspiriert sein. „Papst Franziskus macht vor, wie er die Kirche systematisch zur Quelle führt“, so Marte. Er verweist zugleich auf nachahmenswerte Beispiele in Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und bei Nichtregierungsorganisationen. „Wäre das nicht ein Thema für die nächste Bischofssynode?“, so sein Fazit.

In seinem Beitrag beklagt der Ordensmann, dass es eine gewachsene klerikale Struktur schwierig mache, Frauen in Diözesen und im Vatikan als Führungskräfte zu bestellen. Auch seien die diözesanen Strukturen monarchisch angelegt, und für Bischöfe gebe es außer dem Alterslimit von 75 Jahren keine Amtszeitbeschränkung.

Führungskraft ohne Training

Dazu komme, dass die meisten Führungskräfte in Diözesen und Orden ohne Führungstraining ins Amt kämen. Sie kämpften dann mit Erwartungen, die sie oft nicht erfüllen könnten. Weiter führten Autoritätsfragen manchmal zu „bitteren, vermeidbaren Konflikten“.

Der Jesuit schlägt unter anderem vor, das Thema Führen und Leiten in die theologische Grundausbildung aufzunehmen. Die stärkere Einbindung von Laien in Führungsaufgaben könne bereits in der gemeinsamen Ausbildung beginnen. Für kirchliche Top-Führungskräfte gebe es noch zu wenige Angebote. Notwendig seien „berufsbegleitende Formate“, die mit den vollen Kalendern der Zielgruppe kompatibel seien. Marte räumt ein, dass etwa der Kurs für neu ernannte Bischöfe in Rom vom Anliegen her gut sei, allerdings entspreche er nicht mehr dem realen Bedarf: „Form und Inhalt müssten neu gedacht werden.“

Weiters rät der Ordensmann, den Blick über die Grenzen zu anderen Institutionen zu wagen. Es helfe dorthin zu schauen, wo Innovation und Dynamik sichtbar seien. Inspiration gebe es auch durch Kunst, Literatur und Filme. „Der Horizont kirchlicher Führung ist die Welt - und nicht allein die Kirche.“

„Baustelle“ Bischofsernennungen

Als wesentliche „Baustelle“ bezeichnet Marte die Frage der Bischofsernennungen: „Transparente Entscheidungen, langfristige Personalplanung und ein spürbar verschärftes Rechenschaftssystem für Bischöfe sind notwendige Gegengewichte zur monarchischen Verfassung ihres Amtes.“

Wenn die Restrukturierung des Vatikan zügiger voranginge, wäre das ein Motivationsschub für die Diözesen weltweit, so Martes Vermutung. Zudem brauche es eine Veränderung der „mentalen Landkarten“. Denn Bischöfe seien nicht nur für ihre eigene Diözese zuständig, sondern trügen auch Verantwortung für das Gebiet ihrer Bischofskonferenz. Eine entsprechende kirchenrechtliche Aufwertung der Bischofskonferenzen könnte dabei helfen, schreibt der Jesuit.

religion.ORF.at/KAP

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