München: Kirchen planen Gottesdienst nach Gewalttat

Nach der Gewalttat mit zehn Toten planen die beiden großen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in München. Die ökumenische Gedenkfeier finde am Nachmittag des letzten Sonntags im Juli im Liebfrauendom statt, sagte ein Sprecher der Diözese auf Anfrage.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx gedenkt der Opfer bereits an diesem Sonntagabend in einer Messe im Dom. „Diese schreckliche Tat erschüttert mich und erfüllt mich mit tiefer Trauer“, erklärte Marx. Auch andere Bischöfe und Religionsvertreter äußerten sich bestürzt.

Kardinal Reinhard Marx

Reuters/Alessandro Bianchi

Kardinal Reinhard Marx feiert eine Gedenkmesse im Dom

Übernachtung in religiösen Einrichtungen

In der Nacht von Freitag auf Samstag blieben in München zahlreiche Kirchen und Moscheen geöffnet. Da Busse und Bahnen aus Sicherheitsgründen den Verkehr eingestellt hatten, kamen viele Menschen nicht mehr nach Hause und suchten Zuflucht.

Auch im Dom und in der zentral gelegenen Jesuitenkirche fanden Münchner und Touristen eine nächtliche Bleibe. Zahlreiche kirchliche Mitarbeiter und Notfallseelsorger bieten weiterhin Gespräche an, unter anderem in der Pfarrei nahe des Einkaufszentrums.

Orte der Besinnung und Trauer

Zudem bieten mehrere Kirchen im Münchner Stadtzentrum mit speziellen Angeboten Raum für Trauer und Stille, teils mit Orgelmusik, Gebeten und Textimpulsen. Die heutigen Abendgottesdienste im Dom sollen im Zeichen der tödlichen Ereignisse stehen. In allen Kirchen der Erzdiözese München und Freising werde an diesem Wochenende in tiefer Verbundenheit der Opfer gedacht, kündigte der Diözesansprecher an.

Kardinal Marx sprach sich dafür aus, „Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts“ zu setzen. „Fast täglich werden wir Zeugen einer beispiellosen Entfesselung der Gewalt und des Hasses“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. An vielen Orten vergifteten Gewaltakte das gesellschaftliche Klima. Marx rief zum Gebet für alle Opfer von Gewalt und Terror auf. Seine Gebete gälten den Opfern und ihren Angehörigen. Die vielen Verletzten könnten hoffentlich bald nach Hause zurückkehren.

Gebete für Zuversicht, gegen Angst

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erklärte: „Ich bin in Gedanken und im Gebet bei ihren Angehörigen, die nicht fassen können, dass sie einen ihrer liebsten Menschen verloren haben.“ Er bete auch dafür, „dass sich unter uns nicht Angst ausbreitet, sondern die Zuversicht wieder Fuß fassen kann“.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte: „Die Welt scheint aus den Fugen geraten! Die Ängste und Unsicherheiten wachsen!“ Er äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge in Aachen. „In der jetzigen Situation ist es umso notwendiger, dass wir ein Ohr haben für die Nöte und Ängste der Menschen“, so der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Auf Twitter schrieb der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der sich zur Zeit in Polen aufhält: „Auch in Stettin denken die Teilnehmer an der Vorwoche zum Weltjugendtag an die Opfer in München und beten: Herr gib Frieden unserer Zeit.“

„Nach dem Schock auf die Zukunft besinnen“

Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, zeigte sich „fassungslos“. Nach der Phase des Schocks gelte es, sich darauf zu besinnen, „was wir jetzt tun können und müssen“, so Knobloch.

Am Freitagabend hatte in einem Münchner Einkaufszentrum ein Mann nach bisherigen Erkenntnissen neun Menschen erschossen und sich anschließend selbst getötet. Bei dem Täter handelt es sich vermutlich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Religiöse Motive spielen nach Polizeiangaben offenbar keine Rolle.

religion.ORF.at/KAP