Bischof: „Es tobt Krieg in Brasilien vor Olympia“

Aus der Sicht von Erzbischof Roque Paloschi aus Porto Velho, als Präsident des brasilianischen Indianermissionsrates CIMI, tobt in Brasilien im Vorfeld der olympischen Spiele ein „ständiger Krieg, der größer ist als jener im vorderen Orient“.

Paloschi bezog sich damit auf die vielen Menschenrechtsverletzungen, die im Zuge der Vorbereitungen auf Olympia 2016 in Rio de Janeiro täglich passieren. Die Lage sei hoffnungslos und verzweifelt, „es tobt ein Krieg der Auslöschung der Armen und der Jugend“, so der Bischof im Interview mit „Kathpress“ am Rande der „Fachtagung Weltkirche 2016“, die am Samstag Abend im Stift Lambach endete.

Wenig Unterstützung vor Ort

Von den politischen Entscheidungsträgern erwartet er auch angesichts der Umwälzungen in den letzten Monaten keine Unterstützung. Es gebe nur sehr wenige in der gesetzgebenden Versammlung, die sich auf die Seite der Armen stellen.

„Das sind so wenige, die fallen nicht ins Gewicht und haben auch keine breite Wählerschaft“, beklagte Erzbischof Paloschi. Die Politiker, die während der sechsmonatigen Suspendierung von Staatspräsidentin Dilma Rousseff das Ruder übernahmen, bezeichnete er als „Mehl vom gleichen Sack“. Sie würden den Verfall der sozialen Rechte weiter betreiben.

Kritik an den Medien

In Brasilien herrsche eine „weiße Rassenideologie, die nicht nur die indigene Bevölkerung, sondern auch die vielen Schwarzen ablehnt, die als Sklaven von Afrika nach Brasilien geholt wurden“, erklärte der Erzbischof, der als CIMI-Präsident für die Rechte u.a. der Indios in Amazonien eintritt. Eine negative Rolle spielten auch die Medien, „die ganz ausdrücklich gegen die indigene Bevölkerung Stellung beziehen und diese als Hindernisse auf dem Weg zur Modernisierung darstellen“.

Schlechte Nachrichten gebe es auch bezüglich des von Bischof Erwin Kräutler über Jahre bekämpften Megastaudamm-Projektes Belo Monte, das kurz vor der Fertigstellung stehe. Die aktuell durchgeführten Überflutungen würden zeigen, dass die Folgen für die Indios noch gravierender sind als ursprünglich angenommen. Hinter Belo Monte stehe die Mentalität der Regierung, „alles aus der Natur rauszuholen, was möglich ist“.

Belo-Monte-Protest wichtig

Den Protest der Kirche und jener der Unterstützer der Indios hält Paloschi trotzdem für notwendig: „Es war ganz wichtig, die Stimme zu erheben, denn das hat sowohl in Brasilien als auch international bewusst gemacht, dass es Menschen gibt, die sich dieser zerstörerischen Maschinerie entgegensetzen, die die Ökologie und den Lebensraum der Menschen zerstört.“

Angesprochen auf die Nachfolge von Erwin Kräutler, meinte Paloschi, es sei generell schwierig, einer international so anerkannten Person nachzufolgen. Da komme es nicht darauf an, „etwas anders zu machen“.

religion.ORF.at/KAP