Empörung über Aufhebung des Kardinal-Stepinac-Urteils

Das Wiesenthal-Zentrum in Israel hat empört auf die Aufhebung des historischen Stepinac-Urteils durch ein kroatisches Gericht reagiert. Kardinal Alojzije Stepinac war im Jahr 1946 zu 16 Jahren Haft verurteilt worden, weil er mit den Faschisten kollaboriert haben soll.

70 Jahre nach dem Schuldspruch durch ein kommunistisches jugoslawisches Gericht gegen den Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960) war das Urteil am Freitag annulliert worden.

Der Kardinal sei „ein eifriger Unterstützer des genozidalen Regimes des Unabhängigen Staates Kroatien gewesen“, sagte der Leiter des Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, am Sonntag in Jerusalem. „Gegen keinen Menschen, der dieses Regime unterstützt hat, sollte eine Verurteilung aufgehoben werden.“

Stepinac ein Seliger

Der zuständige Richter in Zagreb hatte die Annullierung damit begründet, dass der Schauprozess im Jahre 1946 allen damaligen und heutigen Rechtsgrundsätzen widersprochen habe. Der Würdenträger war nach der kommunistischen Machtübernahme zu 16 Jahren Haft verurteilt worden, weil er während des Zweiten Weltkriegs mit den Faschisten kollaboriert haben soll. Papst Johannes Paul II. hatte Stepinac 1998 seliggesprochen.

Der faschistische kroatische Ustascha-Staat von Hitlers Gnaden hatte im Zweiten Weltkrieg nach Schätzungen von Historikern mehr als 300.000 Serben ermordet. Geistliche der katholischen Kirche waren darin verwickelt. Unklar blieb bis heute, ob sich Stepinac diesem Verbrechen klar widersetzt oder es durch Schweigen ermöglicht hatte.

religion.ORF.at/APA