Khorchide: Extremismus durch Religion überwinden

Nicht weniger, sondern mehr Religiosität sieht der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide als Lösung für das Problem von Extremismus und Terrorismus.

„Eine gesunde Bindung an seine Religion bzw. eine gesunde religiöse Sozialisation scheint offensichtlich vor Radikalisierung zu schützen“, schrieb der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster in der Wochenzeitung „Die Furche“ (aktuelle Ausgabe).

Terroristen „religiöse Analphabeten“

Belegt sieht der Islamwissenschaftler seine Position durch den Umstand, dass die Terroristen, die in den letzten Jahren Anschläge im Namen des Islams verübt hätten, allesamt viel eher „religiöse Analphabeten“ statt typisch praktizierende Muslime gewesen seien. „Sie sind nicht religiös sozialisiert worden, besuchten keine Moscheen, hatten kaum Zugang zur Spiritualität, zum Gebet, zum Koran, sie kennen die islamische Lehre kaum.“

Die meisten Täter hätten sich erst im Zuge ihrer Radikalisierung radikalen Moscheegemeinden oder Organisationen angeschlossen und die Religion entdeckt, einige seien gar keine Muslime. Terrorakte im Namen der Religion würden von den allermeisten Muslime „mehr als nur befremdend“ angesehen und als „Fremdkörper“ abgelehnt, betonte der österreichische Theologe. „Anfällig für Radikalisierung scheinen gerade diejenigen zu sein, die sich am Rande der Gemeinschaft bewegen und nicht in ihrer Mitte.“

Halt durch religiöse Sozialisation

Religiöse Sozialisation gebe gläubigen Muslimen durchaus Halt und Hilfe für ein Leben in Harmonie mit sich und der Gesellschaft - sofern sie Orientierung vermittle und den Zugang „zu dem liebenden, barmherzigen Gott öffnet und ihn als Werkzeug dieser göttlichen Lieben und Barmherzigkeit verortet“, betonte Khorchide. Sowohl das Individuum als auch die Gesellschaft würden davon bereichert.

religion.ORF.at/KAP

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