Weltjugendtag beendet - Papst setzte starke Zeichen

Mit einer Papstmesse unter freiem Himmel vor einem Millionenpublikum ist der 31. Weltjugendtag in Krakau am Sonntag zu Ende gegangen. Nicht nur vor den Jugendlichen, sondern auch bei der polnischen Regierung und in Auschwitz setzte der Papst starke Zeichen.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche verlangte „den Verzicht und ein starkes ‚Nein‘ zum Doping des Erfolgs um jeden Preis und zur Droge eines Denkens, das nur um sich selbst und die eigenen Annehmlichkeiten kreist“. Für Gott sei es nicht wichtig, „welches Kleid du trägst oder welches Handy du benutzt“, sagte der Papst.

Papst Nachtgebet

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Der Papst fordert den Mut zum Verzicht

Übernachtung auf dem „Feld der Barmherzigkeit“

Bereits am Samstag hatte der Papst bei einer Nachtwache (Vigil) die Jugendlichen aufgerufen, Spuren in der Welt zu setzen. „Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu vegetieren, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert“, sagte er.

Übernachtung nach der Vigil

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Viele Jugendliche übernachteten auf dem „Feld der Barmherzigkeit“

Auf das „Feld der Barmherzigkeit“ vor den Toren der zweitgrößten polnischen Stadt waren bei großer Hitze zahlreiche Gläubige zur Gebetswache geströmt und hatten dort die Nacht verbracht.

Abschlussgottesdienst Krakau

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Das „Feld der Barmherzigkeit“ war gesäumt von Jugendlichen aus aller Welt

Am Sonntag feierten die Pilger den argentinischen Papst dann noch einmal wie einen Popstar

Millionen-Gottesdienst

Der Papst rief die Jugendlichen wie schon mehrfach in den vergangenen Tagen auf, nicht den Mut zu verlieren.

„Die Traurigkeit liebzugewinnen, ist unserer spirituellen Statur nicht würdig. Es ist vielmehr ein Virus, der alles verseucht und blockiert“, sagte er.

Papst Papamobil

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Vor der Messe fuhr Franziskus mit dem Papa-Mobil durch die Massen und grüßte sie

Ein Zeichen des Umweltschutzes

Papst Franziskus fuhr vom Bischofspalast zur Blonia-Wiesen mit der Straßenbahn. Die päpstliche Straßenbahn wartete vor dem Bischofspalast, wo trotz strömenden Regens zahlreiche Pilger und Krakauer dem Papst zuwinkten.

Krakau Straßenbahn Papst

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Die Straßenbahn wurde in den päpstlichen Farben gestrichen und erhielt das vatikanische Papamobil-Kennzeichen „SCV1“

Eine Woche Jugendfest

In Krakau hatten junge Leute aus mehr als 180 Staaten fast eine Woche lang gemeinsam gebetet und gefeiert. Um den Papst zum Abschluss noch einmal zu erleben, nahmen sie große Strapazen auf sich: Auf dem Weg zum Freigelände mussten sie kilometerlange Strecken zu Fuß bewältigen, Anrainer und Helfer versorgten sie mit Getränken oder besprühten sie mit Wasser.

Weltjugendtag Jugendfest

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Der Weltjugendtag ist eine Woche ein großes Jugendfest

Während die Jugendlichen in Krakau feierten, besuchte der Papst am Freitag das NS-Vernichtungslager Auschwitz.

Papst besuchte NS-Vernichtungslager Auschwitz

Er durchschritt allein das Eingangstor des früheren Stammlagers, über dem der zynische Spruch „Arbeit macht frei“ steht.

Papst Franziskus in Auschwitz

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Papst Franziskus schritt alleine durch das Eingangstor

Nach einer kurzen Fahrt in einem E-Mobil durch eine Straße zwischen den Blocks zog Franziskus sich auf eine Bank zurück und verharrte dann etwa 15 Minuten im stillen Gebet. Teilweise waren seine Augen dabei geschlossen.

Papst in Auschwitz

ORF

Papst Franziskus verharrte im Stillen

Vor der Weiterfahrt küsste er den Galgen. Die Geste erinnerte an den traditionellen Kuss des Kreuzes Jesu an Karfreitag.

Nach einem Treffen mit Überlebenden und einem Gebet in der Todeszelle schrieb Franziskus auf Spanisch am Ende seiner Visite in das Besucherbuch: „Herr, erbarme dich über dein Volk! Herr, vergib so viel Grausamkeit!“, Die Gedenkstätte verbreitete ein Foto der Seite über Twitter.

Der Gästebucheintrag des Papstes in der Gedenkstätte in Auschwitz-Birkenau

APA/AP/Pawel Sawicki/Auschwitz-Birkenau State Museum

Der Gästebucheintrag des Papstes in der Gedenkstätte in Auschwitz-Birkenau

Papst Franziskus mahnt Polen zur Flüchtlingsaufnahme

Auch gegenüber der polnischen Regierung fand Papst Franziskus klare Worte. Es sei „die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen“, sagte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze um Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau.

Von dem Appell des Papstes, Flüchtlinge aufzunehmen, sah sich die polnische Regierungschefin Beata Szydlo nicht angesprochen. „Diejenigen, die Polen kritisieren (...), werden sicher sagen, na bitte, Papst Franziskus ist gekommen und hat Polen belehrt.“

Es gebe aber auch andere, die darauf hinwiesen, dass Polen Ukrainer aufgenommen habe. Das EU-Land weigert sich, Flüchtlinge aus muslimischen Staaten wie Syrien oder Afghanistan aufzunehmen.

Tausende Sicherheitskräfte im Einsatz

Unzählige Polizisten hatten die Orte des Katholikentreffens gesichert. Mehr als 38.000 Sicherheitskräfte waren nach offiziellen Angaben alleine für die Abschlussmesse in Brzegi südöstlich von Krakau aufgeboten worden.

Sicherheitskräfte beim Papstbesuch

REUTERS/Stefano Rellandini

Ein mächtiger Fahrzeugkonvoi umringte das Papamobil

Nächster Weltjugendtag 2019 in Panama

Nach der Abschlussmesse wurde bekanntgegeben, dass der nächste Weltjugendtag 2019 in Panama stattfindet und damit nach Rio de Janeiro im Jahr 2013 erneut in Lateinamerika, dem Heimatkontinent des Papstes.

Weltjugendtage gelten als größte Massenveranstaltung der katholischen Kirche. Zu den Abschlussgottesdiensten mit dem Papst kommen regelmäßig mehr als eine Million Menschen. Sie wurden 1985 von Johannes Paul II. ins Leben gerufen und finden in der Regel alle drei Jahre statt.

religion.ORF.at/APA/dpa/AFP/KAP

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