Philippinen: Erzbischof warnt vor Drogenkrieg

Der philippinische Erzbischof Socrates Villegas fürchtet, dass sich sein Heimatland infolge der von Staatspräsident Rodrigo Duterte forcierten willkürlichen Exekutionen von Drogenschmugglern und Süchtigen in ein Schlachtfeld verwandelt.

Er sei schockiert, dass die Morde der vergangenen Monate offenbar nur wenige Menschen beunruhigten, betonte Villegas laut lokalen Medienberichten vom Samstag. Werde das Blutvergießen nicht gestoppt, werde eine „Generation von Straßenmördern“ die „Generation der Drogensüchtigen“ ersetzen, warnte der Erzbischof von Lingayen-Dagupan und Vorsitzende der philippinischen katholischen Bischofskonferenz in der von den Medien zitierten Botschaft.

philippinischer Erzbischof Socrates Villegas

AFP

Der philippinische Erzbischof Socrates Villegas fürchtet, dass sich sein Heimatland in ein Schlachtfeld verwandelt

Lächeln beim Töten

„Wenn Tränen von breitem Lächeln ersetzt werden, jedes Mal, wenn ein Mensch getötet wird, schüttle ich meinen Kopf und frage: Was ist mit der Menschheit geschehen?“, schrieb er in der auf der Website der Erzdiözese Lingayen-Dagupan veröffentlichten Erklärung.

Er teile den Traum vieler Philippiner von einer Gesellschaft, die nicht von Drogen bedroht werde. Aber, so der Erzbischof weiter: „Verwandeln wir uns in unserem Traum, die Drogensucht auszutilgen, nicht in ein Land der Schlachtfelder?“ Die Philippinen würden durch die aktuellen Ereignisse zwar vielleicht zu einem „sicheren Hafen“; der Preis dafür sei aber etwa, dass Kinder lernten, Morde zu tolerieren.

„Lasst die Menschlichkeit in uns sprechen“

Es gebe in jedem Menschen eine kleine Stimme der Humanität, so Villegas. Diese Stimme werde jedoch derzeit durch die lautere „Stimme der Rache“ zum Schweigen gebracht, mahnte der Erzbischof. „Ich bin ein Mensch. Und das ist alles, was es für mich braucht, um aufzustehen und zu sagen: Genug!“, heißt es in der Botschaft des Geistlichen, die unter dem Titel „Lasst die Menschlichkeit in uns sprechen“ am Sonntag in allen Kirchen seiner Erzdiözese verlesen wird.

Seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Duterte Ende Juni wurden nach Schätzungen philippinischer Menschenrechtler rund 500 Menschen bei außergerichtlichen Tötungen ermordet. Die Mordserie an Drogenhändlern und suchtkranken Menschen wird dabei von großen Teilen der Bevölkerung in dem größten katholischen Land Asiens gebilligt. Die Mehrheit der Philippiner wählte Duterte gerade wegen seines Versprechens, als „starker Mann“ mit der Kriminalität und anderen sozialen Übeln aufzuräumen.

Zur Tötung freigegeben

Dutertes Rezept gegen Drogenkriminalität ist so simpel wie brutal: Drogenhändler und Drogenkonsumenten sind zur Tötung durch Polizei und Killerkommandos freigegeben. Begleitet wird das von martialischer Rhetorik: Er werde sie alle umbringen, drohte der Präsident in einer Rede am Freitag erneut Drogendealern. „Wenn ihr Ämter bekleidet, Soldaten, Polizisten oder Bürgermeister seid, seid ihr als Erste dran“, kündigte der 71-Jährige an.

„Du sollst nicht töten“

Die philippinischen Bischofskonferenz hatte bereits vergangene Woche unter dem Motto „Du sollst nicht töten“ eine Protestkampagne gegen Dutertes Drogenkrieg gestartet. „Außergerichtliche Tötungen sind gesetzlich verboten. Das ist ein Verbrechen, und man kann Verbrechen nicht durch andere Verbrechen bekämpfen“, sagte Weihbischof Broderick Pabillo von der Erzdiözese Manila zum Start der landesweiten Kampagne.

religion.ORF.at/KAP