Missbrauch: Verurteilter Priester muss vor Vatikan-Justiz

Der irische Priester John O’Reilly, der in Chile wegen jahrelangen Missbrauchs eines damals siebenjährigen Mädchens zu vier Jahren Schutzaufsicht verurteilt worden war, muss sich nun auch im Vatikan einem Verfahren stellen.

Das teilte der ultrakonservative katholische Orden Legionäre Christi am Montag mit. Wann der Prozess vor der Vatikan-Justiz beginnen soll und welche Höchststrafe droht, war zunächst unklar. O’Reilly vom Orden Legionäre Christi war im November 2014 schuldig gesprochen worden, ein Mädchen von 2010 bis 2012 missbraucht zu haben.

Der irische Priester John O'Reilly (M.) verlässt nach seiner Verurteilung wegen Kindermissbrauchs vor dem Gerichtsgebäude in Santiago de Chile

Reuters/Ivan Alvarado

Der Priester John O’Reilly (2. v. l.) vor dem Gerichtsgebäude in Santiago de Chile

Vom Vorwurf, auch deren ältere Schwester sexuell belästigt zu haben, wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Für seine Taten nutzte O’Reilly seine Stellung als Kaplan und spiritueller Direktor in einer teuren, von Geistlichen betriebenen Schule von Santiago de Chile aus.

Staatsbürgerschaft entzogen

O’Reilly war bis zum Auffliegen des Skandals mit seiner Vergangenheit als TV-Pfarrer einer der einflussreichsten Priester Chiles mit besten Kontakten in Wirtschaft und Politik. 2008 gewährte ihm der Kongress die chilenische Staatsbürgerschaft. Diese wurde ihm im März 2015 entzogen.

Die Legionäre Christi hatten 2014 selbst mitgeteilt, dass mehrere ihrer Priester des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen für schuldig befunden worden seien. Die Ordensgemeinschaft zählt nach eigenen Angaben weltweit rund 920 Priester in etwa 20 Ländern sowie rund 2.500 Seminaristen. Angeschlossen ist die Laiengemeinschaft „Regnum Christi“. Zuletzt mussten sich die „Legionäre“ im Zuge einer Überprüfung durch den Vatikan von sexuellen Verfehlungen ihres Gründers Marcial Maciel Degollado (1920-2008) distanzieren und sich neu ausrichten. O’Reilly hatte Maciel in der Vergangenheit stets verteidigt.

Tausende Missbrauchsfälle in mehreren Ländern haben die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine Krise gestürzt. Papst Franziskus kündigte kurz nach dem Beginn seines Pontifikats an, härter gegen Kindesmissbrauch in der Kirche vorzugehen.

religion.ORF.at/AFP

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